MBA-Studium:Trügerischer Schein

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Geschäft mit falschen Titeln: Wie man die schwarzen Schafe unter den MBA-Anbietern enttarnt.

Sabine Hildebrandt-Woeckel

Colby ist ein ganz normaler amerikanischer Vorname. Dass ihn dagegen eine Katze trägt, ist eher selten. So fiel es den Betreibern der Online Universität "Trinity Southern University of Plano" auch nicht auf, dass sie den begehrten Titel an einen Vierbeiner vergaben. Pech für sie war nur, dass Colby Nolans Besitzer Strafverfolger ist und sich darauf spezialisiert hat, Titelhändlern das Handwerk zu legen. Jetzt müssen sie sich für ihren Fauxpas vor Gericht verantworten.

Was im ersten Moment wie eine Posse klingt, finden MBA-Experten wie Detlev Krahn, Leiter der Bonner FibaaGeschäftsstelle, allerdings schon lange nicht mehr witzig. Als eine von mehreren Agenturen ist die Züricher Stiftung für die fachlich-inhaltliche Begutachtung von Studiengängen mit den Abschlüssen Bachelor/Bakkalaureus und Master/Magister zuständig und beobachtet seit Jahren, dass immer mehr Titel den Markt überschwemmen, die nach ihrer Einschätzung alles andere als seriös seien.

"Do you want a College degree?" So oder so ähnlich klingen die Offerten, mit denen Titelhändler meist im Internet auf Kundenfang gehen. Was sie dafür bieten, ist durchaus unterschiedlich. Drei Kategorien von unseriösen Titelanbietern, erläutert Experte Krahn, lassen sich derzeit unterscheiden: Die ersten handeln tatsächlich nur mit Zertifikaten. Das heißt, der Kunde überweist eine Summe, meist zwischen 500 und 5000 Euro und bekommt dafür eine Urkunde, die in der Regel denen seriöser Schulen täuschend ähnlich sieht.

Geringe Anforderungen

Mindestens genauso oft gibt es aber Anbieter, die sehr wohl den Schein wahren und zur Ausstellung eines Zertifikates Nachweise verlangen. Wer sich an ein solches Institut wendet, muss also tatsächlich Arbeiten anfertigen. Diese müssen aber in der Regel nur minimalen oder gar keinen Qualitätsanforderungen genügen. Und dann gibt es Anbieter, die tatsächlich Kurse abhalten und sogar Prüfungen abnehmen, deren Abschluss aber am Ende eher dem einer höheren Handelsschule entspricht, als dem einer Hochschule. Für vierstellige Eurosummen allerdings sind diese Titel dann nicht mehr zu haben. Nicht selten werden sogar Summen zwischen 30.000 und 50.000 Euro verlangt.

Das Problem dabei: Während bei den ersten beiden Kategorien auch der Käufer weiß, dass er sich unseriös verhält - nach deutschem Recht ist das unerlaubte Führen eines Titels eine Straftat - sind die Grenzen in der dritten Kategorie oft fließend. Denn insgesamt ist der Markt so unübersichtlich, dass auch Kenner der Szene mitunter den Überblick verlieren. Allein in Deutschland hat sich das Angebot neuer MBA-Programme seit Anfang 2000 fast verdoppelt. Rund 200 Studiengänge locken hier mit dem Abschluss MBA. Experten schätzen, dass es weltweit mehr als 2000 Anbieter mit über 5000 Programmen gibt.

Hinzu kommt, dass der Titel in vielen Ländern bis heute nicht geschützt ist. So kann in der Schweiz im Prinzip "jeder Hanswurst", so ein Insider, einen MBA vergeben - und mancher tut dies auch. Dass darunter dann durchaus auch seriöse Anbieter sind, deren Programme von Fachleuten als erstklassig eingestuft werden, deren Abschlüsse bei uns aber dennoch nicht anerkannt sind, macht die Sache nicht gerade leichter.

Selbst in Personalabteilungen großer Unternehmen fehlt mitunter das Know-how, falsche MBA-Titel zu entlarven. Die Chance unerkannt zu bleiben, ist also recht hoch, was den Schwarzmarkt für Händler wie Käufer zusätzlich attraktiv macht. Inzwischen sind mehrere Fälle bekannt, bei denen Mitarbeiter mit gefälschten Titeln jahrelang in Führungspositionen arbeiteten.

Dabei ist es Teil des Täuschungsmanövers, dass auch einfache Titelhändler oft aufwändige Homepages unterhalten. Dort werden Hörsäle gezeigt, Seminargruppen, Abschlussveranstaltungen oder teuer eingerichtete Studentenwohnheime - doch nichts davon existiert wirklich. Und für den Fall, dass doch einer misstrauisch werden sollte, erhält der Käufer eine Hotline-Nummer, unter der Nachfragen von Arbeitgebern beantwortet werden. Fast vier Jahre konnte sich auf diese Weise ein angeblich irisches Institut halten. Mehrere Versuche es zu schließen, scheiterten schon daran, dass allein die Klageschrift nicht zugestellt werden konnte, weil auch die angegebene Adresse nicht existierte. Nur die Bankverbindung in Zypern war echt.

Inzwischen gibt es diesen MBA-Anbieter zwar nicht mehr. Doch wo einer schließt, klagt Detlev Krahn, macht ein anderer auf. Weltweit, bestätigen auch andere Experten, bieten derzeit rund 500 unseriöse Anbieter falsche akademische Abschlüsse an, zahlreiche davon auch in Europa. In Deutschland geht man derzeit von vier bis fünf schwarzen Schafen aus.

Wer ausschließen will, an einen solchen Anbieter zu geraten, hat derzeit vor allem zwei Möglichkeiten: Er kann überprüfen, ob die anbietende Hochschule staatlich anerkannt ist und ob das MBA-Programm akkreditiert ist. Hilfestellung dabei bietet die Datenbank Anabin (www.anabin.de). Anabin ist das Akronym für Anerkennung und Bewertung ausländischer Hochschulabschlüsse.

© SZ vom 11.3.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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