MBA-Programme:Teuer heißt nicht automatisch gut

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Legt die jeweilige Business School Wert auf Gruppenarbeit? Dieser Frage sollte man nachgehen, wenn man sich für ein Programm interessiert. (Foto: imago)

Wer den Abschluss "Master of Business Administration" anstrebt, sollte neben den Kosten einige andere Auswahlkriterien beachten.

Von Verena Wolff

Wer in die Führungsebene eines Unternehmens aufsteigen will, kommt oft mit einem Titel weiter: dem Master of Business Administration (MBA). Doch so ein MBA-Studium kostet Geld, viel Geld. Darum ist es wichtig, sich ausführlich darüber zu informieren, wo das Geld richtig investiert ist. Denn: "Das teuerste Programm ist längst nicht immer das beste", sagt Thomas Friedenberger, Karriereberater beim Staufenbiel Institut in Köln und Autor des Guides "Das MBA-Studium". Der Preis könne ein Hinweis sein, er sei aber nicht zwangsläufig das ausschlaggebende Kriterium, wenn es um die Passgenauigkeit gehe.

Die Hochschulen der Ivy League in den USA, also die führenden Hochschulen wie Harvard, Yale oder Princeton, verlangen horrende Summen von ihren MBA-Studenten. "Dort wird man den MBA nie für kleines Geld bekommen", sagt Friedenberger. Andererseits: Die Studierenden knüpfen schon während der Ausbildung erstklassige Kontakte und verdienen als Absolventen sehr gut. "Viele von ihnen werden Millionäre oder gar Milliardäre mit ihren eigenen Unternehmen."

In Deutschland sind die Verhältnisse noch etwas anders. Es gibt keine Garantie, dass man mit dem Abschluss eine bestimmte Summe mehr verdient. Aber: Der MBA ist eine Investition in die eigenen Qualifikationen und Kontakte. Auch hierzulande müssen MBA-Studenten für ihr Programm einiges investieren, zeitlich genauso wie finanziell. "Das ist eine sehr individuelle Entscheidung, das beste Programm deckt die persönlichen Präferenzen ab", sagt Petra Giebisch, die für das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) regelmäßig ein MBA-Ranking erarbeitet.

Detlev Kran ist der Autor des "MBA- und Masterguide" und Dozent in MBA-Programmen. Er sagt, ein guter MBA-Studiengang zeichne sich sowohl durch eine gute inhaltliche Struktur mit verschiedenen finanzbezogenen Seminaren aus als auch durch die Möglichkeit, in Gruppen zu arbeiten. "Meistens werden Projektmanagement-, Marketingmanagement- und Mathematik- sowie Statistikseminare angeboten, um das Programm abzurunden." Der fachliche Hintergrund der Studenten werde mit innovativem, wirtschaftswissenschaftlich fundiertem Wissen ausgebaut.

Die Studierenden, die in der Regel schon mindestens einen Hochschulabschluss haben, werden in ihren Führungs- und fachlichen Managementkompetenzen in einem international geprägten Umfeld weitergebildet. "Dabei nehmen die Persönlichkeits- und Sozialkompetenzen wie Teamwork, Leistungsbereitschaft und kritisches Denken eine ausgesprochen wichtige Position ein", sagt Kran. Die Zusammenführung der wirtschaftlichen Zusammenhänge, vernetztes Denken und der insgesamt hohe Anspruch an das Studium zeichnen gute MBAs maßgeblich aus.

Rankings, sagen die Experten, sind ein Anhaltspunkt in der Recherche zu den Studiengängen. "Man sollte vor allem nicht nur nach einem schauen", sagt Friedenberger. Das CHE erhebt für sein Ranking profilbeschreibende und vergleichende Fakten, die einzelnen Hochschulen werden befragt. Studenten beurteilen in einem Online-Fragebogen anonym die Studienbedingungen, erläutert Giebisch. Für die Top-Schulen weltweit sind die Bewertungen der Financial Times, des Economist, der Bloomberg Businessweek und des US News & World Report führend.

Wenn man die Möglichkeit hat, sich die Hochschulen anzuschauen, sollte man das immer machen. "Innerhalb Europas ist man schnell mit dem Billigflieger nach London oder Barcelona geflogen, in den USA oder Kanada kann man die Besichtigung mit einem Urlaub verbinden", empfiehlt Friedenberger vom Staufenbiel Institut. Denn auch der persönliche Eindruck von der Schule, vom Campus, von der Infrastruktur und letztlich die Intuition spielen bei der Entscheidung eine Rolle.

Auch das Internet kann ein wichtiger Ratgeber sein - allerdings kann die Online-Recherche auch schnell unübersichtlich werden. Es gibt verschiedene Fachportale, die MBA-Schulen vorstellen - bei ihnen sollte man darauf achten, dass sie anbieterunabhängig sind. Von dort aus kann man weitergehen auf die Webseiten der Hochschulen und sich die einzelnen Programme und die Zugangsvoraussetzungen und Fristen genauer anschauen. Zudem gibt es verschiedene Messen, auf denen sich die MBA-Anbieter vorstellen.

Die Unterstützung des Chefs ist manchmal an den Besuch einer bestimmten Schule gebunden

Als weitere Informationsquelle können Gespräche mit Kollegen dienen, die bereits selbst einen MBA gemacht haben. Oder man unterhält sich mit Alumni einer Hochschule über ein bestimmtes Programm. Der eigene Chef kann ohnehin eine wichtige Rolle bei der Entscheidung spielen, denn die Unterstützung des Arbeitgebers kann in der stressigen MBA-Phase sehr wichtig sein. "Er kann finanziell oder zeitlich unterstützen, etwa mit einer Reduktion der Stunden oder einem Sabbatical". Manchmal wünscht sich die Firma dafür allerdings, dass an einer bestimmten Hochschule studiert wird.

Friedenberger rät, auch auf die Zulassungsvoraussetzungen zu schauen. "Je höher die Qualifikationen für die Teilnahme, desto besser die Leute", sagt er. Fundierte Berufserfahrung sei ebenso wichtig wie vorherige Hochschulabschlüsse, "damit die Teilnehmer wissen, wovon sie sprechen". Zudem sollte man die Lehrmethoden prüfen, damit sicher mehr im Programm ist als Vorlesungen. Zudem sei wichtig, ob das Career Service Center gute Angebote für Jobs im Programm hat. "Auch Foren und Bewertungsportale für die einzelnen Schulen und Programme sollte man sich anschauen und vielleicht Kontakt mit den Autoren aufnehmen."

Detlev Kran, der selbst MBA-Absolvent ist, weist darauf hin, dass einige Anbieter in den USA eine "Scorecard" als individuelle Wertungsliste entwickelt haben. Mit deren Hilfe kann jeder Interessent interaktiv seine Gewichtung festlegen - angepasst an seine persönlichen Vorlieben. Dort lässt sich neben Land, Art des Programms, Unterrichtssprache und Studiengebühren auch nach der künftig angestrebten Branche sowie Funktion auswählen ( www.umultirank.org). Die Entscheidung selbst kann einem freilich keiner abnehmen.

Allerdings sei die Chance, an einer der besten Hochschulen aufgenommen zu werden, vergleichsweise gering. "Viele Bewerber scheitern schon an den GMAT-Ergebnissen. In den besten Hochschulen werden Ergebnisse von 700 bis 800 Punkten erwartet - und das schaffen nur zwei bis drei Prozent der Bewerber", berichtet Kran.

Drei bis fünf Jahre sollte man gearbeitet haben, bevor man mit einem MBA-Programm beginnt - um fundierte Kenntnisse aus der Praxis mitzubringen und darauf aufzubauen. Und der Karriere mit dem Titel einen Schub zu geben. Ob man das Programm in Vollzeit oder berufsbegleitend macht, ist eine sehr individuelle Entscheidung, sagen die Experten. "Das kommt ganz darauf an, wie belastbar der Einzelne ist, ob er alleine ist oder sich um eine Familie kümmern muss, und wie viel Freizeit er braucht", meint Friedenberger.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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