Kulturwissenschaften:Bohemiens als Vorbilder

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Illustration: Stefan Dimitrov (Foto: N/A)

Trotz wenig verheißungsvoller Jobaussichten sind Studiengänge der Kulturwissenschaften beliebt: Viele Menschen assoziieren mit ihnen Weltgewandtheit und Lässigkeit.

Von Christine Demmer

Wenn man den Beiträgen im Internetportal "Studis online" Glauben schenkt, dann macht das Studium der Kulturwissenschaften zwar richtig Spaß, aber es wird einem keinen Job bringen, von dem man leben kann. "Bringt keinen beruflichen Nährwert. Studier' was Gescheites!", warnt ein Nutzer mit dem Namen "Lolarennt". Ein anderer ergänzt: "Man muss fachlich sehr gut sein, interessante Zusatzqualifikationen, den nötigen Biss und eine gehörige Portion Glück haben, um eine Traumstelle zu bekommen." Ein dritter User rät ohne Umschweife vom Studium ab: "Mit einem guten Uni-Abschluss (2,5) suche ich seit 2014 vergeblich nach einer Anstellung." Etwa 300 Bewerbungen habe er geschrieben - erfolglos. Ohne "Vitamin B" sei nichts zu machen. Genau das tun Abiturienten und später Studierende aber nicht. Zwischen 2005 und 2014 ist der Anteil der Studierenden an privaten Hochschulen, die ein Fach aus der Gruppe der Sprach- und Kulturwissenschaften wählen, von zwei auf zehn Prozent gestiegen. Das geht aus der CHE-Studie "Erfolgsgeheimnisse privater Hochschulen" vom Februar 2017 hervor. An staatlichen Hochschulen fiel der Zuwachs in diesem Zeitraum nicht so stark aus, ist aber trotzdem spürbar. Die Auswahl an Studiengängen ist groß: Man kann "Kultur- und Religionswissenschaft" studieren, "Slavische Kulturen", "Sprachen und Kulturen", "Kulturvermittlung" oder "Schutz europäischer Kulturgüter", um nur ein paar Beispiele zu nennen. Aber was bringt junge Menschen dazu, ein Fach zu wählen, das zwar in den Journalismus, in die Verlagsbranche, zu einer Event- oder Mediaagentur, in ein Museum oder eine andere Kultureinrichtung zu führen verspricht, dann aber doch nur einige wenige in Lohn und Brot bringt?

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