Global Management:Erwachende Märkte im Fokus

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Im Fach Internationales Management erwartet Interessenten hierzulande ein riesiges Angebot von Bachelor-Studiengängen. Das Preis-Leistungsverhältnis differiert dabei stark.

Von Christine Demmer

Viele Abiturienten träumen von einer Karriere in einem internationalen Unternehmen. Wer den Traum leben will, sucht nach einem Studium, das ihn oder sie möglichst sicher dorthin befördert. Ihren eigenen Erfahrungen entsprechend raten Großväter gern zu Jura und Väter zu Betriebswirtschaft. Recherchieren junge Leute selbst, stoßen sie oft auf Ausbildungen im Bereich Global Management. Laut Hochschulkompass werden allein in Deutschland fast 400 Studiengänge im Fach Internationales Management angeboten, darunter mehr als 60 für angehende Bachelors, also für diejenigen, die gerade ihr Abitur in der Tasche haben. Grundsätzlich kann diese Ausbildung sinnvoll sein, doch sollte man auf das Preis-Leistungs-Verhältnis achten.

Jedes Studium dauert zwischen drei und vier Jahre. Das ist aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit. In der Regel, aber nicht immer, sind im Fach Internationales Management einige Auslandssemester verbindlich vorgeschrieben. Manchmal werden die Auslandsaufenthalte sogar von der Hochschule organisiert, allerdings ist dies nur bei privaten Hochschulen der Fall. Meist wird nur zur Prüfung zugelassen, wer ein oder mehrere Betriebspraktika nachweisen kann. Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und internationales, mindestens aber europäisches Recht kommen durchgehend vor. Nicht aber die intensive Beschäftigung mit Unternehmensstrategien, mit ethischem und ehrbarem Handeln sowie mit den in den Ländern zu beachtenden kulturellen Feinheiten. An der einen Hochschule wird fließendes Englisch vorausgesetzt, an der nächsten intensiv unterrichtet und an der dritten erlernt man mindestens zwei weitere Fremdsprachen. Private Hochschulen bieten deutlich mehr Service, etwa in puncto Vermittlung von Praktika oder Karriereberatung. Auffallend stark differieren die Kosten für ein Studium zwischen öffentlichen und privaten Hochschulen. Wie in kaum einem anderen Fach empfiehlt es sich daher beim Internationalen Management, penibel auf den vorgeschriebenen Studienverlauf, die verlangten Studienleistungen und die Inhalte des jeweiligen Programms zu achten. Außer Frage steht, dass sich junge Menschen tatsächlich so sehr für das Drehen an großen Rädern begeistern, dass damit Hunderte Studiengänge gefüllt werden können. "Das Interesse ist zweifelsohne da", bestätigt Karlheinz Schwuchow, Mitbegründer des Bremer Hochschulstudiengangs International Studies of Global Management. In diesem Jahr wird das trendige Fach 20 Jahre alt, war demnach seiner Zeit weit voraus. "Wir haben wenig Verlegenheitsstudenten", sagt der Professor, womit er solche Abiturienten meint, die ohne Zielsetzung an die Hochschule gehen. "Jeder weiß, dass er für ein Jahr ins Ausland muss - und Ausland heißt eben nicht Holland." In Bremen konzentriert sich das Studium auf die erwachenden Märkte in Südamerika oder Indonesien; zu Studienbeginn wählen die Teilnehmer ihre Wunschdestination und erlernen die dort gebräuchliche Sprache. Spanisch oder Indonesisch gehören daher zum Pflichtprogramm. Herangebildet werden aber nicht nur angehende Topmanager. "Es gibt ein großes Interesse an der sozialen Verantwortung von Unternehmen, auch an der Mitarbeit in Non-Profit-Organisationen", sagt Schwuchow. Etliche Absolventen würden in internationalen Konzernen und in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften arbeiten, andere ehemalige Teilnehmer hätten Start-ups gegründet oder seien zu einer supranationalen Behörde gegangen. Die Hochschule Bremen haben keine Probleme, ihre 45 und demnächst 90 Studienplätze im Jahr vollzubekommen. Schwuchow: "Es bewerben sich zehn Mal so viele, wie wir aufnehmen können."

Wer eine Führungsposition in einem internationalen Unternehmen anstrebt, begibt sich am besten frühzeitig an den Start, um sich das notwendige Wissen einzuverleiben. (Foto: Michaela Begsteiger/mauritius images)

Einige Hochschulen legen sehr viel Wert darauf, interkulturelle Kompetenz zu fördern

Während es die meisten Hochschulen bei einem oder zwei Auslandssemestern bewenden lassen, absolvieren die Studenten an der europäischen Privathochschule ESCP sogar zwei Drittel ihrer dreijährigen Studienzeit in London, Paris oder in einer anderen europäischen Metropole. Das soll die interkulturelle Kompetenz der Teilnehmer stärken, neben dem Fremdsprachenerwerb eines der wichtigsten Lernziele des Studiums. An der ESCP wird die Ausbildung in Global Management seit ungefähr zehn Jahren angeboten.

Ebenso hochhält die ebenfalls private WHU Otto Beisheim School of Management das Verständnis zwischen den Kulturen. Auch der hier angebotene Studiengang Internationale Betriebswirtschaft ist kein Kind des Zeitgeistes, sondern vergleichsweise uralt, knapp 20 Jahre. Trotzdem sind die Hörsäle stets gefüllt. Die sechssemestrige Intensiv-Variante dieses Studiums kostet stolze 41 280 Euro und ist das Flaggschiff der ältesten Privathochschule Deutschlands. Hier kommen zur obligatorischen zweiten Fremdsprache Kurse im Studium generale und Veranstaltungen im Bereich Wirtschaftsrecht in Kooperation mit der Bucerius Law School hinzu.

SZ-Grafik; Quelle: SZ-Recherche (Foto: SZ-Grafik)

Mit Studiengebühren von knapp 1200 Euro vom Preis her vergleichsweise "ein Schnäppchen" ist der Studiengang Internationales Management an der ESB Business School der Hochschule Reutlingen. Hier bekommt man nach erfolgreich absolviertem Studium, das acht Semester in Anspruch nimmt, gleich zwei Bachelor-Abschlüsse: Nämlich auch den einer der zahlreichen Partnerhochschulen im Ausland, an dem man die Hälfte der Studienzeit verbracht hat. Bewertet wird das Studium mit 240 ECTS-Punkten, mehr als man anderswo dafür gutgeschrieben bekommt. Der seit Jahren erfolgreiche Studiengang zeugt davon, dass manche Hochschule und mancher Hochschüler auch mit einem kleineren Budget eine ordentliche Ausbildung auf die Beine stellen können.

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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