Finanzen:Genau gerechnet

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Anders als öffentliche Hochschulen müssen privat getragene Institutionen sich weitgehend selbst finanzieren. (Foto: Andreas Arnold/dpa)

Private Hochschulen finanzieren sich aus Studiengebühren, Spenden und Drittmitteln. Auch öffentliche Mittel gibt es in manchen Fällen. Für die Forschung bleibt jedoch meist nicht genug Geld.

Von Miriam Hoffmeyer

Immer wieder machen private Hochschulen Schlagzeilen; entweder, weil sie Insolvenz anmelden müssen oder für einen symbolischen Euro von Konkurrenten übernommen werden. So wurde die DUW (Deutsche Universität für Weiterbildung) Berlin im Jahr 2013 von der Steinbeis-Hochschule geschluckt. Die mit großen Erwartungen gestartete "Humboldt-Viadrina School of Governance" musste ein Jahr darauf den Lehrbetrieb einstellen. Pleiten wie diese verstellen den Blick darauf, dass die große Mehrheit der privaten Hochschulen einigermaßen über die Runden kommt.

Und das, obwohl sie sich fast komplett aus Studiengebühren, Zuwendungen ihrer Träger, Drittmitteln und Spenden finanzieren müssen. Denn in der Regel erhalten private Hochschulen wenig oder keine staatlichen Gelder. Selbst die Mittel aus dem Hochschulpakt, die nach der Gesamtzahl der Studierenden berechnet werden, reichen nur sechs der 16 Bundesländer an die Privaten weiter.

Mangelnde Nachfrage ist das größte Risiko für Neugründungen. Die kritische Untergrenze seien tausend bis 1500 Studenten, meint Andrea Frank vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der die bisher umfassendste Studie zu Rolle und Zukunft privater Hochschulen geleitet hat: "Auch wer zu niedrige Gebühren erhebt oder auf ein Publikum ausgerichtet ist, das an staatlichen Hochschulen besser aufgehoben wäre, bekommt schnell Probleme." In der Bundeshauptstadt Berlin, wo die Konkurrenz besonders groß ist, erwartet Frank deshalb auch weitere Schließungen.

Um ein Bachelorstudium anbieten zu können, braucht man nur sechs Professoren plus Hochschulleitung, rechnet Dietmar Goll vom Wissenschaftsrat vor: "Ein normales FH-Angebot ohne große Infrastrukturkosten lässt sich recht gut aus Studiengebühren finanzieren, jedenfalls wenn es keine großen Nachfrageschwankungen gibt."

Voraussetzung ist allerdings, dass auf Forschung weitgehend verzichtet wird. Die vielen privaten Fachhochschulen, die sich auf wirtschaftswissenschaftliche Bachelorstudiengänge konzentrieren, kommen ohne teure Apparate und Labore aus, die an Universitäten oft die Kosten in die Höhe schnellen lassen. Dramatisch höhere Kosten hat daher auch die vergleichsweise kleine Gruppe der Privaten, die wegen ihrer Forschungsstärke internationales Renommee genießt.

Viele davon haben zwar mit Weiterbildung für Manager und Executive-Masterstudiengängen ein zweites Standbein. Trotzdem reichen auch diese Einnahmen meistens nicht aus. "Wer ernsthaft Forschung betreibt, braucht eine Stiftung oder einen Konzern im Hintergrund", erklärt Andrea Frank. So erhält die Bucerius Law School in Hamburg die Hälfte ihrer Kosten als Zuschuss von der Zeit-Stiftung. Die WHU (Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung) in Vallendar bei Koblenz wird von der Otto-Beisheim-Stiftung unterstützt, die Zeppelin Universität in Friedrichshafen von der Zeppelin-Stiftung.

Dagegen existiert die Universität Witten/Herdecke, die schon knapp vor der Pleite stand, nur dank der Fördergelder des Landes Nordrhein-Westfalen immer noch. Und auch die Jacobs University in Bremen, ursprünglich gestartet als Projekt des Landes Bremen und zweier Universitäten, musste schon mehrmals mit Hunderten Millionen Euro von der Jacobs Foundation gerettet werden. Nach harten Kürzungen konnte sie ihr Defizit zuletzt auf 3,7 Millionen Euro senken. Von amerikanischen Verhältnissen sind die deutschen Privathochschulen, selbst wenn sie solide finanziert sind, jedenfalls Lichtjahre entfernt: Die Eliteuniversität Harvard besitzt ein Stiftungsvermögen von mehr als 32 Milliarden Dollar.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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