CFO:Den Kamin hochklettern

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Christine Stimpel (Foto: privat)

Viel Fachwissen, wenig Umwege, und ein Gespür für Führung: Eine Headhunterin erklärt, was die Karriere von Finanzvorständen auszeichnet.

Interview von Martin Scheele

Christine Stimpel gehört zu den bekanntesten Headhuntern Deutschlands. Als Partnerin bei der internationalen Personalberatung Heidrick & Struggles sucht sie Kandidaten für Top-Positionen.

SZ: Welche Ausbildung würden Sie jemande m empfehlen, der später einmal Finanzvorstand werden möchte?

Christine Stimpel: Viele Wege führen in die Wirtschaft, doch nur wenige zur Position des Finanzvorstandes. Wer sehr früh diesen Karrierewunsch hegt, kann sich gezielt darauf vorbereiten. Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt auf Finanzen und Statistik ist ein geeignetes Studium. Vor allem würde ich zusätzlich ein Praktikum in der Wirtschaftsprüfung empfehlen.

Welche Chancen hat man mit einer völlig fachfremden Ausbildung, ein mal Finanzvorstand zu werden?

Eher wenige. Der CFO muss moderne Finanzinstrumente kennen, am besten auf internationaler Ebene gearbeitet haben, die Regularien aus dem Effeff beherrschen. Unter Finanzvorständen finden Sie am ehesten die sogenannten Kamin-Karrieren, also das stetige Emporklettern der Karriereleiter. Dieses Ressort hat sehr viel mit fundiertem Fachwissen zu tun, das man sich über die Jahre aneignen muss.

Und welche Soft Skills sind wichtig?

Trotz der starken fachlichen Komponente muss ein Finanzvorstand natürlich über den Tellerrand der reinen Zahlen hinausblicken und das Unternehmen verstehen. Dazu gehört auch Führung, ein Thema, das heute besonders wichtig ist in Zeiten des "War for Talents", wo gute Mitarbeiter dringend gesucht werden. Wer kein Team motivieren und starke Mitarbeiter halten kann, wird nicht CFO.

In welcher Art von Unternehmen sollte man seine Karriere starten?

Es gibt mehrere gute Wege. Viele heutige CFOs haben in Wirtschaftsprüfungen oder Investmentbanken begonnen und sich bis zum Partner hochgearbeitet und dann in die Industrie gewechselt. Ein Karrierestart in global tätigen Unternehmen ist auch gut. Wichtig ist, dass diese Unternehmen eine funktionierende Förderung für Top Potentials haben, Berufseinsteiger also in den ersten Jahren in verschiedene Finanzabteilungen wie Accounting, Controlling oder Investor Relations hineinschnuppern können.

Welche wichtigen Stationen sollte man im Laufe der Karriere passieren?

Was Personalexperten immer wieder gefordert haben, setzt sich langsam in der Breite durch: Ohne Auslandserfahrung und perfektes Englisch kann ich mir herausragende Karrieren in großen Unternehmen in Zukunft nur noch schwer vorstellen. Wer eine Top-Karriere anstrebt, sollte in verschiedenen Funktionen, Bereichen und Ländern Erfahrungen gesammelt haben, dabei aber immer lange genug ausharren, um auch Spuren zu hinterlassen.

Nach oben wird die Luft dünner, die Positionen werden weniger. Wie setzt man sich durch? Oder ist das nur Glück?

Viele Top-Manager sagen beim Reflektieren über ihre Karriere, dass sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Das ist natürlich auch ein wenig Understatement. Ohne herausragende Leistung, Hartnäckigkeit und Engagement geht es nicht. Hinzu kommt die Fähigkeit, sich mit den richtigen Leuten zu vernetzen. Die meisten Top-Manager hatten auch immer einen Mentor, der sie gefördert hat.

© SZ vom 05.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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