Bundeseinheitlicher Schulabschluss:Streit ums Abitur

Lesezeit: 2 min

Baden-Württembergs Ministerpräsident Oettinger plädiert für ein bundeseinheitliches Zentral-Abitur - und hat eine heftige Diskussion losgetreten.

Baden-Württembergs Vorstoß für ein bundesweites Zentralabitur findet in den anderen Ländern Befürworter, Gegner und Skeptiker. Niedersachsen und Sachsen-Anhalt plädieren für ein klares Zentralabitur mit denselben Aufgaben ,,Ziel müssen einheitliche Aufgaben in den schriftlichen Abiturfächern sein'', sagte Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann (CDU).

Unter anderem Bayern sowie das Bundesbildungsministerium plädierten für vergleichbare Standards. Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Bremen sowie Lehrerverbände lehnen ein Zentralabitur ab. Das Thema soll in der nächsten Kultusministerkonferenz (KMK) erörtert werden.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) hatte jüngst ein bundesweites Zentralabitur vorgeschlagen. Auf Nachfrage sagte ein Sprecher des Staatsministeriums in Stuttgart, über Details müsse man diskutieren.

Oettinger selbst sagte den Stuttgarter Nachrichten: "Ich will das Ziel und die Qualität des Ziels möglichst bundeseinheitlich festlegen." Sein Kultusminister Helmut Rau (CDU) sagte, Voraussetzung für ein Zentralabitur seien bundesweite Bildungsstandards für Gymnasien.

Das Kultusministerium in Stuttgart bestätigte ein turnusgemäßes Treffen der unionsregierten Kultusminister, voraussichtlich am 30. August. Dabei werde das Zentralabitur eines von mehreren Themen sein.

Schavans Haus sprach sich für eine Prüfung des Oettinger- Vorschlags aus. Vorrangiges Ziel müsse sein, dass sich die Abituraufgaben an bundesweiten Bildungsstandards für die gymnasiale Oberstufe orientieren, sagte ihr Sprecher Elmar König. Sache der Kultusminister der Länder sei die konkrete Ausgestaltung, also ob es bundesweit einheitliche oder vergleichbare Aufgaben geben sollte.

Busemann sagte, der erste Schritt seien die von der KMK verabschiedeten verbindlichen ,,Einheitlichen Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung''. Diese hätten bereits indirekt den Status von Bildungsstandards für die Gymnasiale Oberstufe. Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) möchte einheitliche schriftliche Prüfungen zunächst in den Fächern Deutsch und Mathematik. Auch Sachsen ist für ein ,,Deutsches Abitur''. Hamburg und das Saarland können sich ein Zentralabitur vorstellen.

Der bayerischen Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) sprach sich für bundesweit vergleichbare Abiturstandards in Deutsch und Mathematik aus. Es gehe ihm nicht um ein Zentralabitur, erklärte ein Sprecher. Die bundesweiten Standards sollten sich nach Vorstellungen des Ministeriums ,,dem bayerischen Niveau annähern''. Denkbar sei ein Pool an Aufgaben, aus dem sich die einzelnen Länder bedienen könnten.

Der KMK-Präsident, Berlins Bildungssenator, Jürgen Zöllner (SPD), erklärte, er werde den Punkt ,,Weiteres Vorgehen bei der Setzung und Überprüfung bundeseinheitlicher Standards'' auf die Tagesordnung der nächsten KMK-Sitzung setzen. ,,In diesem Zusammenhang werden wir auch das zentrale, deutschlandweite Abitur erörtern, wobei man neben den organisatorischen Schwierigkeiten sehen muss, dass ein zentrales, deutschlandweites Abitur weder der alleinige noch der entscheidende Ansatzpunkt sein kann.''

Nach Zöllners Angaben streben Berlin und Brandenburg an, für 2010 ein gemeinsames Zentralabitur in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch und Mathematik vorzubereiten.

Brandenburgs Bildungsstaatssekretärs Burkhard Jungkamp sagte ergänzend: ,,Ein Zentralabitur auf Bundesebene, das ich mir als Fernziel unter bestimmten Voraussetzungen durchaus vorstellen kann, sollte in der KMK erörtert werden.'' Erforderlich seien Vereinbarungen etwa zu einheitlichen Bildungsstandards.

Nordrhein-Westfalens Schulmisterin Barbara Sommer (CDU) sieht nach eigenen Angaben erklärte keinen Anlass, über bundeseinheitliche Prüfungen nachzudenken. Rheinland-Pfalz sieht bei einem Zentralabitur ,,keinen Qualitätsgewinn für die schulische Bildung'', wie Bildungsstaatssekretär Michael Ebling (SPD) in Mainz sagte. Thüringen verlangte, zunächst die Dauer der Oberstufe in allen Bundesländern anzugleichen. Hessens Kultusministerin Karin Wolff (CDU) zeigte sich skeptisch und verwies auf die unterschiedlichen Sommerferienzeiten.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnete die Forderung nach einem Zentralabitur als ,,Ablenkungsmanöver'' von der schlechten Ausstattung der Schulen. Der Deutsche Philologenverbands hält ,,präzise definierte Bildungsstandards mit dazu gehörigen Aufgabenpools'' für wichtiger als ein bundesweites Zentralabitur.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: