Berufsbild:Wie man Rohstoff fördert

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Aufbereitungsmechaniker Martin Mischke hat mit riesigen Maschinen zu tun. Am Förderband kommen die fertigen Braunkohlebriketts aus der Presse. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Aufbereitungsmechaniker sind die treibende Kraft im Bergbau. Bei der Förderung von Sand, Kohle und Naturstein setzen sie Maschinen ein, die alle Dimensionen sprengen.

Riesige Schaufelradbagger, kilometerlange Förderbänder und jede Menge Kohle: Der Arbeitsplatz von Martin Mischke ist ein Ort der Superlative. Der junge Mann hat im vergangenen Jahr seine Ausbildung zum Aufbereitungsmechaniker abgeschlossen. Nun ist er am Industriestandort Schwarze Pumpe in der Lausitz tätig. Dort verwandelt er für den Energieversorger Vattenfall Rohkohle in verkaufsfertige Briketts. Das Pressen erfordert viel Aufmerksamkeit und Genauigkeit: Druck, Temperatur, Qualität und Menge - alles muss stimmen, erzählt er.

"Der Beruf des Aufbereitungsmechanikers wird überall da gebraucht, wo Bergbau betrieben wird", sagt Martin Wedig, Geschäftsführer der Vereinigung Rohstoff und Bergbau (VRB). Aufbereitungsmechaniker arbeiten in der Steine- und Erdenindustrie sowie im Kohlebergbau. Sie fördern Rohstoffe wie Sand, Kohle oder Naturstein und verarbeiten sie maschinell weiter zu fertigen Produkten.

Weil jeder Rohstoff anders verarbeitet werden muss, spezialisieren sie sich in einem von fünf Fachbereichen: Sand und Kies, feuerfeste und keramische Rohstoffe, Naturstein, Steinkohle sowie Braunkohle. Am Anfang der Ausbildung steht jedoch für alle eine Einführung in die Grundlagen. In der Berufsschule berechnen die Auszubildenden zum Beispiel Mischungsverhältnisse oder beschäftigen sich mit dem Brechverhalten von Gestein.

Gute Noten im naturwissenschaftlich-technischen Bereich sind deshalb Voraussetzung. "Besonders viel Wert wird auf Physik, Werken und Technik gelegt", sagt Sandy Hagenah, Expertin für Aus- und Weiterbildung bei der IHK in Duisburg. Im letzten Jahr der dreijährigen Ausbildung spezialisieren sich die Auszubildenden dann auf den Rohstoffbereich, in dem sie im Betrieb arbeiten. Auch dort nähern sie sich der Materie schrittweise.

Bei Vattenfall sind in den ersten anderthalb Jahren Metallbearbeitung, Elektro- und Steuerungstechnik dran. Dann geht es in die Betriebsbereiche, erklärt Hans-Georg Heise, Leiter der Ausbildungsstätte bei Schwarze Pumpe. Im Tagebau lernen die Nachwuchskräfte die Bedienung der riesigen Maschinen, mit denen die Kohle abgebaut wird. Mehrere Tausend Tonnen Kohle können mit manchen von ihnen pro Schicht gefördert werden. "Die Anlagen, die da teilweise in Betrieb sind, sprengen alle Dimensionen", sagt Heise.

Im Veredelungszentrum werden die Auszubildenden in die Aufbereitungsprozesse eingeführt. Das Rohmaterial wird dort zuerst getrocknet, dann mehrmals gemahlen, gesiebt und schließlich zu Briketts gepresst. Die Arbeit ist körperlich anstrengend. Im Tagebau sind die Fachkräfte bei jedem Wetter draußen. An manchen Arbeitsplätzen im Veredelungszentrum sind sie hohen Temperaturen ausgesetzt.

Nicht gerade ein Allerweltsberuf: Aufbereitungsmechaniker bilden ein handverlesenes Grüppchen

In Störungsfällen müssen Aufbereitungsmechaniker schnell handeln. Entscheidungsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit sind daher wichtig. "Es gibt typische Störungen, aber es gibt auch immer wieder Unerwartetes. Ganze sechs Stunden läuft die Presse ohne Probleme, und plötzlich hat man ein Feuer. Da muss man ruckzuck reagieren und einen klaren Kopf behalten", sagt Jungfacharbeiter Mischke. Als gefährlich würde er den Beruf jedoch nicht bezeichnen: "Mit der richtigen Sorgfalt ist das alles machbar, man muss halt aufmerksam sein."

Mit nur 54 neuen und insgesamt 153 Auszubildenden im Jahr 2013 ist der Aufbereitungsmechaniker nicht gerade ein Allerweltsberuf. Betriebe bilden in der Regel für den eigenen Bedarf aus. Bei Vattenfall, der für Schwarze Pumpe derzeit einen neuen Eigentümer sucht, wurden in diesem Jahr keine Ausbildungsplätze ausgeschrieben.

Über alle Fachbereiche hinweg ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge über die Jahre relativ konstant geblieben. Das geht aus Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor. "Wenn man in einem Betrieb eine Ausbildung zum Aufbereitungsmechaniker machen kann, stehen die Chancen sehr gut, dass man auch übernommen wird", sagt Hagenah von der IHK. Geht es im Betrieb nicht weiter, hätten die Fachkräfte wegen ihres Know-hows gute Chancen, in andere Branchen zu wechseln.

Während der Ausbildung verdienen Aufbereitungsmechaniker laut Arbeitsagentur im ersten Lehrjahr monatlich zwischen 600 und 754 Euro, im dritten zwischen 730 und 1056 Euro. Was man danach verdient, hängt vom Tarif ab. Bei Vattenfall liegt das Bruttogehalt laut Ausbildungsleiter Hans-Georg Heise knapp über 2000 Euro pro Monat.

Wer will, kann sich auch nach der Ausbildung weiterqualifizieren und spezialisieren. Zwar gibt es im Bereich Steine und Erden keine eigene Meisterausbildung. Facharbeiter können aber eine Technikerausbildung machen, zum Beispiel in der Fachrichtung Steintechnik.

Auch Martin Mischke möchte sich im Laufe seiner Karriere weiterbilden. Doch bevor er darüber nachdenkt, will er erst einmal seinen jetzigen Arbeitsplatz an der Presse im Veredelungszentrum perfekt kennenlernen, sagt er. Die für den Beruf nötige Routine sei immer auch eine Frage der Zeit.

Johannes Laubmeier/dpa

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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