Auszubildende:Alle wollen in den Einzelhandel

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Lidl-Mitarbeiter in Stuttgarter Filiale (Foto: Marijan Murat/dpa)
  • Azubis in Deutschland wählen immer häufiger die gleichen Berufe.
  • Die fünfs beliebtesten Ausbildungsberufe sind: Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Bürokaufmann/-frau, Verkäufer/-in, Kfz-Mechatroniker/-in und Industriekaufmann/-frau.
  • Dabei ist die Auswahl theoretisch groß: über 300 Berufsbilder existieren im dualen Ausbildungsystem in Deutschland.
  • Tipps für angehende Azubis bei der Berufswahl.

Die meisten Azubis wollen in den Einzelhandel

Bei den Jugendlichen in Deutschland bleibt die Lehre im Einzelhandel die häufigste Ausbildung. Aldi, Rewe und Co. haben im vergangenen Jahr 31 080 neue Lehrlinge eingestellt und damit den Job in den Märkten erneut zum Ausbildungsberuf Nummer Eins gemacht.

Auf den folgenden Plätzen finden sich die anderen Dauerbrenner Bürokaufmann, Verkäufer, Kfz-Mechatroniker sowie Industriekaufmann, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden berichtet.

Junge Frauen wählen meist aus zehn Berufsbildern - von 328

Fast ein Viertel (23,6 Prozent) aller Lehrlinge konzentriert sich auf diese Top-Five-Ausbildungen. Bei den jungen Frauen stürzt sich etwa die Hälfte der Bewerberinnen auf gerade einmal zehn Berufe, schildert der Sprecher des Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Andreas Pieper, die Situation. "Sie machen sich als Bürokauffrau, Arzthelferin oder medizinische Fachangestellte gegenseitig Konkurrenz, während andere Angebote mit glänzenden Aussichten unbesetzt bleiben."

Dabei ist die Auswahl theoretisch groß: Das BIBB weist 328 duale Ausbildungen in Handwerk, Industrie und Handel nach. Dazu gibt es noch mehrere Dutzende Berufsbilder bei den Freiberuflern und im ebenfalls von Frauen einseitig bevorzugten Gesundheits- und Pflegebereich.

Ausbildungen im Dualen System verlieren an Attraktivität

Zu den Berufen mit tendenziell immer weniger Bewerbern zählt Pieper unter anderem Gastronomen, Lebensmittelhandwerker, Gebäudereiniger oder Klempner. Ungünstige Arbeitszeiten, geringe Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten oder auch kleinteilige Betriebsstrukturen lassen Bewerber vor diesen und auch vor anderen Berufen zurückschrecken.

Allgemein verlieren die dualen Ausbildungswege in Betrieb und Berufsschule weiter an Attraktivität. Bereits das dritte Jahr in Folge ist die Zahl der neuen Ausbildungsverträge zurückgegangen, dieses Mal um 1,4 Prozent auf 518 391. Im Rekordjahr 1999 waren es noch fast 120 000 Neuverträge mehr. Neben dem demografischen Faktor schlägt hier der Akademisierungseffekt zu, wenn immer mehr Schüler das Abitur machen und damit jederzeit ein Studium aufnehmen können. Insgesamt lag die Zahl aller Auszubildenden zum Jahresende 2014 bei 1,36 Millionen, ein Minus von 2,4 Prozent zum Vorjahr.

Selbstanalyse: Grundsätzlich sollten die Bewerber zunächst ihre eigenen Stärken und Neigungen definieren und sich dann umfassend und möglichst auch praktisch informieren, lautet der Rat des Experten.

Alternativen überlegen: Auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sollten sich Jugendliche zwei oder drei Alternativen zu ihrem Traumberuf zurechtlegen, empfiehlt Paul Ebsen, Sprecher der Bundesagentur für Arbeit. "Es ist auch wichtig, sich frühzeitig zu kümmern." Von den zur Auswahl stehenden 300 Ausbildungsberufen, seien schätzungsweise nur zehn Prozent bekannt, so Ebsen. "Wer handwerklich begabt ist muss nicht unbedingt Tischler werden. Auch unbekanntere Berufe wie zum Beispiel der Wasserbauer könnten dann infrage kommen", sagt Ebsen.

Informieren: Es lohnt sich also, sich schlauzumachen. Dazu kann man etwa zur Berufsberatung der Arbeitsagentur gehen oder sich online unter www.planet-beruf.de informieren. Auch ein Selbsttest beim Berufspsychologischen Service kann neue Perspektiven eröffnen.

Rechtzeitig anfangen: Die Bewerbungsfristen sollte man im Blick behalten. "Gerade wer sich bei einem großen Unternehmen bewerben will, sollte mehr als ein Jahr vorher anfangen", rät Ebsen.

Prioritäten setzen: Außerdem sollte man über die Rahmenbedingungen nachdenken und sich Fragen wie diese stellen: Möchte man in der Nähe seines Wohnortes bleiben? Welche Ausbildungsbetriebe gibt es dort? Wie groß soll der Ausbildungsbetrieb sein? "Die Berufswahl ist keine leichte Entscheidung und man muss Zeit investieren", sagt Ebsen.

© dpa/ dpa (Elena Zelle) - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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