Auszeichnung für Arbeitgeber:Die Kleinen sind die Besten

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Bessere Personalbetreuung, mehr Aufstiegsmöglichkeiten, sicherer Arbeitsplatz: Mittelständische Unternehmen sind oft die besseren Arbeitgeber.

Jutta Göricke

"Bisse richtig down, brauchse wat zu kauen - Currywurst." Das weiß der Bochumer Herbert Grönemeyer, und die Veranstalter der "Top Job"-Preisverleihung in einer ehemaligen Duisburger Stahlhütte wissen es offensichtlich auch. Sonst wären sie kaum auf die Idee gekommen, die feierliche Inthronisation der besten mittelständischen Arbeitgeber im Jahr der Krise mit einer Mini-Currywurst als Amuse-gueule einzuleiten.

Die mittelständischen Unternehmen gehen oft mit Vorbildfunktion voran. Einmal im Jahr werden die besten unter ihnen ausgezeichnet. (Foto: Foto: iStock)

Die Stimmung ist gut

Dabei - und das sei schon mal vorweggenommen - ist nur die Wirtschaft down, die Stimmung der hier anwesenden Mittelständler ist es nicht. Das hat Professorin Heike Bruch, die wissenschaftliche Leiterin des Benchmarking-Wettbewerbs "Top Job", herausgefunden: Von den 75 Mittelständlern, die in diesem Jahr in den Kreis der Unternehmen mit ausgewiesener "Top"-Personalführung aufgenommen wurden, gaben knapp 40 Prozent an, im ersten Halbjahr 2009 in "starkem oder sehr starkem Ausmaß von der Krise" betroffen gewesen zu sein. Die Prognosen seien dennoch optimistisch. Nur noch 20 Prozent von ihnen sagten eine starke Betroffenheit für die zweite Hälfte dieses Jahres voraus, so Bruch.

Seit acht Jahren veranstaltet die Überlinger Agentur Compamedia den Wettbewerb "Top Job" in Zusammenarbeit mit dem Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St.Gallen und mit dem ehemaligen Wirtschaftsminister Wolfgang Clement als Mentor. Jahr für Jahr lassen sich mittelständische Unternehmen in Mitarbeiterbefragungen und Interviews mit den Human Resources-Verantwortlichen (HR) auf den Zahn fühlen, wie gut sie etwa ihr Personal führen, welche Entwicklungsmöglichkeiten sie den Arbeitnehmern bieten, wie es um die Kommunikationskultur im Betrieb steht, welche Visionen die Chefs haben oder auch wie es um die Work-Life-Balance bestellt ist.

Jagd auf hochqualifizierte Fachkräfte

Warum diese Unternehmen das tun? Weil ihnen, im Gegensatz zu Firmen mit weltbekanntem Namen, nicht automatisch hochqualifizierte Fachkräfte, auf die sie dringend angewiesen sind, die Tür einrennen: Die Top Job-Arbeitgeber sehen, so Heike Bruch in ihrer Ansprache an das versammelte Publikum, die Gewinnung geeigneter Mitarbeiter als größte Herausforderung an, noch vor der Ausweitung des Marktanteils und der Entwicklung neuer Produkte.

Sie wollen sich also bekannt machen, und sie wollen sich im Kampf um kluge Köpfe als mitarbeiterfreundliche Unternehmen präsentieren. 162 Teilnehmer waren es diesmal, fast ein Viertel weniger als im Vorjahr. Da waren dann wohl doch viele Führungsetagen in erster Linie mit akuter Krisenbewältigung und nicht mit ihrem Employer Branding beschäftigt.

Perfekt auf den demografischen Wandel vorbereitet

Unter großem Applaus wurden die drei besten Arbeitgeber unter den 75 Top Job-Firmen gekürt. Die KBS-Spritztechnik GmbH erhielt den Hauptpreis in der kleinsten Größenklasse für Betriebe mit 20 bis 100 Mitarbeitern. Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury von der Kontinuität der Personalarbeit. Die Schonacher seien perfekt auf den demographischen Wandel vorbereitet, da sie frühzeitig für qualifizierten Nachwuchs sorgten (die Lehrlinge züchten neben der Arbeit betriebseigene Schafe!) und ihre Beschäftigten an der hauseigenen Akademie weiterentwickelten.

Welche Tragweite haben anstehende Entscheidungen für das Unternehmen? Zentrale Fragen dieser Art besprechen bei der Frankfurter IT-Firma Compeople nicht nur die Führungskräfte, sondern alle 104 Mitarbeiter. Besonders wegen der transparenten Führung wurde das Unternehmen in der Kategorie 101 bis 500 Beschäftigte mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Volle Identifikation mit dem Unternehmen

Und bei den Betrieben mit 501 bis 5000 Beschäftigten holte sich die Nürnberger TeamBank den Pokal. Erst vor drei Jahren war die TeamBank AG mit einem neuen Geschäftsmodell gestartet, dem Konsumentenkredit "EasyCredit". Die Mitarbeiter hätten sich innerhalb kurzer Zeit damit identifiziert und sich voll und ganz auf die neuen Aufgaben eingelassen, so die Bewertung. Das liege an der Unternehmensvision der Bank, die mit einer Modellbaustadt im Foyer der Bank dreidimensional verdeutlicht wird, "Easy Town".

Jedes Element dieser Stadt symbolisiert einzelne Zukunftsbausteine. Züge nach Europa stehen für neue Märkte, eine Straße heißt Wachstumsallee. Ist ein Element in die Tat umgesetzt, wird es beleuchtet, damit klar ist: Ziel erreicht. Neben der Unternehmensvision punktete der Mittelständler auch mit regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen als entscheidendem Steuerungsinstrument der Personalstrategie, mit Jobrotation und gezielter Nachwuchsförderung.

Nach der Preisverleihung feierte der Mittelstand im Stahlwerk. Jetzt wurde Lachs gereicht, Currywurst war leider aus.

© SZ vom 06.02.2010/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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