Stadtteile:Sendling

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Das Heizkraftwerk mitten in Sendling hält die Millionenstadt München warm. Die Bildergalerie beweist, dass es trotz Schlot auch Grund zum Wohnen gibt.

Der Bauch von Bayern In Sendling steht die höchste Kirche Münchens. Das behaupten zumindest die Sendlinger. Sie verweisen darauf, dass Höhenangaben hierzulande immer noch in der Höhe über dem Meeresspiegel und nicht in der Höhe über dem Grund genannt werden. Da haben sie fast recht. Die Sendlinger Kirche ist also so gesehen zehn Meter höher als der Dom im Zentrum der Landeshauptstadt.

(Foto: Grafik: SZ)

Zum Symbol des Sendlinger Eigensinns wurde der Schmied von Kochel. Er droht trutzig und trotzig gegegnüber der Kirche. Sein Denkmal erinnert an die Mordweihnacht im Jahre 1705. Bauern aus dem Oberland lehnten sich auf gegen die österreichische Besatzung. 1100 tapfere Kämpfer fanden in jener Nacht den Tod, einige direkt an der Kirchenmauer.

Die Sendlinger sind seitdem gegen Übergriffe recht empfindlich geworden. So mussten sie es zähneknirschend hinnehmen, dass auch noch ein Obersendling und gar ein Mittersendling entstand. Die politischen Vertreter des Stadtbezirkes, sowie der Lokalpatriot und Schriftsteller Wolfgang Peschel trösten sich damit, indem sie das Oktoberfest mitsamt der erzenen Bavaria für ihr Territorium reklamieren. Als dann aber vor wenigen Jahren der Stadtteil Waldfriedhofviertel in Sendling-Westpark umgetauft wurde, da riss den selbstbewussten Vorstädtern wegen des Namenraubs der Geduldsfaden. Doch alle Anträge, Vorschläge und Einwendungen blieben vergeblich. Die Nachbarn verwiesen kühl auf die Tatsache, dass der Sendlinger Wald auf ihrem Gebiet liege und am Ende der Garmischer Autobahn, also ebenfalls auf ihrem Gebiet, groß und unmissverständlich eine Ortstafel mit dem Namen "Sendling" zu lesen ist.

Immerhin blieb den Erben des Schmieds von Kochel genug, worauf sie stolz sein können. Autor Peschel: "In Sendling stand schon die erste Hochhaussiedlung, als die Münchner noch ahnungslos in die Luft guckten."

So richtig bewusst wird den Münchnern jener Stadtbezirk 6 zwischen Isar und Theresienwiese immer dann, wenn sie es mit Obst und Gemüse zu tun bekommen. Es geht um den Bauch Bayerns, die Großmarkthalle. Allein Italien beliefert den Umschlagplatz pro Jahr mit rund acht Millionen Kilo Blumenkohl und 26 Millionen Kilo Trauben. Einkaufen, Handeln und Verkaufen zwischen 5.30 und 12.00 Uhr auf einer Fläche von über 300.000 Quadratmetern. Hier gruppieren sich, für Geschickte durchaus zugänglich, zahlreiche Schuppen, Lager- und Verwaltungsgebäude. Und mitten drin befindet sich ein richtiges Münchner Wirtshaus, die Gaststätte "Großmarkthalle" - ganz traditionell und dennoch international. Marktleute und Arbeiter treffen sich mit Fernfahrern und Lieferanten aus Süd- und Südosteuropa. Touristen gibt es hier nicht, aber die besten Weißwürste Münchens.

Ein gewisses Naserümpfen gegenüber Sendling, existiert gelegentlich in Nobelstadtvierteln wie Bogenhausen, Harlaching oder Prinz-Ludwigshöhe. Es stammt aus der Zeit der Industrialisierung am Ende des 19. Jahrhunderts. Namen wie der Werkzeughersteller Deckel oder der Maschinenfabrikant Krauss sind noch heute ein Begriff. Dass unter dem Namen Krauss, nahe der Lindwurmstraße Kleinbahnen und Schmalspurlokomtiven für ganz Europa gebaut wurden, gibt jedoch keinen Anlass zum Spott. Im Gegenteil. Wolfgang Peschel nennt in seinem Sendling-Buch immerhin "111 Gründe, warum ein Münchner Stadtteil der Nabel Bayerns ist."

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© von Manfred S. Schmidt - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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