Razzia bei HSH Nordbank:Auf der Jagd nach Beweisen

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Verdacht auf Untreue und Bilanzfälschung: Die Staatsanwaltschaft durchsucht Geschäftsräume der HSH Nordbank. Auch die Privatwohnungen der ehemaliger Vorstände werden gefilzt. Die Bank gibt sich gelassen.

Mit einer Razzia bei der HSH Nordbank hat die Hamburger Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen zu umstrittenen Geschäften der Landesbank vorangetrieben. Die Ermittler gehen nach eigener Auskunft dem Verdacht nach, dass ehemalige und amtierende Vorstände sich in der Finanzkrise der schweren Untreue und der Bilanzfälschung schuldig gemacht hätten.

Vorwurf der Untreue und Bilanzfälschung: Die Hamburger Staatsanwaltschaft durchsucht die Geschäftsräume der HSH Nordbank sowie fünf Privatwohnungen von ehemaligen Mitarbeitern. (Foto: ag.ddp)

Durchsucht wurden die Geschäftsräume der HSH in Hamburg und Kiel sowie fünf Privatwohnungen ehemaliger Vorstände, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mitteilte. Der Schritt folgt auf monatelange Ermittlungen. "Wir brauchen belastbare Tatsachen", sagte der Sprecher.

Er sprach von einem "komplexen, umfangreichen und schwierigen" Sachverhalt.Die Bank äußerte sich gelassen. "Wir werden die Staatsanwaltschaft mit aller Kraft unterstützen", sagte ein HSH-Sprecher. Die Ermittlungen gehen auf eine Anzeige des Hamburger Rechtsanwalts Gerhard Strate zurück.

Er wirft der Bank vor, in den vergangenen Jahren nicht kalkulierbare Risiken eingegangen zu sein, für die letztlich der Steuerzahler einstehen müsse. Die HSH musste von ihren Eigentümern Hamburg und Schleswig-Holstein mit drei Milliarden Euro Kapital und weiteren zehn Milliarden Euro an Garantien gestützt werden, um der Pleite zu entgehen.

Vorstandsmitglieder fristlos abberufen

Grund für die Schieflage waren die umstrittenen sogenannten "Omega"-Transaktionen. Die Landesbank hatte Ende 2007 Immobilienkredite in Milliardenhöhe an mehrere Großbanken verkauft, um ihre Bilanz zu bereinigen. Der Verkauf war jedoch an Abmachungen gebunden, durch die die Nordbank bestimmte Risiken über eine Zweckgesellschaft mit dem Namen "Omega Capital Funding" zurücknehmen musste.

Mittlerweile hat die HSH die umstrittenen Geschäfte jedoch aufgelöst. Diese werden in Hamburg und Schleswig-Holstein auch von parlamentarischen Untersuchungsausschüssen unter die Lupe genommen.

Die Bank hatte Ende vergangenen Jahres Konsequenzen aus dem Debakel gezogen und zwei Vorstandsmitglieder fristlos abberufen. Bereits zuvor hatte der frühere HSH-Chef Hans Berger wegen der Schieflage seinen Hut nehmen müssen. Seinem Nachfolger Dirk Jens Nonnemacher hatte der Aufsichtsrat den Rücken gestärkt.

Tiefrote Zahlen

Die Folgen der Krise belasten die Bank weiterhin: Im ersten Quartal stieg der Verlust um 20 Prozent auf 276 Millionen Euro. Belastet wird das Institut von hohen Kosten für die staatlichen Garantien. Diese beliefen sich im Dreimonatszeitraum auf 151 Millionen Euro.

Einen weiteren Dämpfer lieferte der starke Dollar, der dazu beitrug, dass das Handelsergebnis mit 132 Millionen negativ ausfiel. Außerdem räumte das Institut einen höheren Verlust im vergangenen Jahr ein. Das Minus werde auf 743 Millionen von bislang 679 Millionen Euro nach oben korrigiert.

Grund sei eine versehentlich falsche Neubewertung von bestimmten Wertpapieren. Diese Bilanzkorrektur stehe nicht im Zusammenhang mit den Durchsuchungen, sagte ein HSH-Sprecher. Für das laufende Jahr rechnet die Landesbank weiterhin mit einem Verlust. 2011 will die HSH dann wieder in die Gewinnzone zurückkehren und ab 2012 dividendenfähig sein.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/nog - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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