Lohnplus für Ärzte:Doktor Gutverdiener

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Deutschlands Ärzte dürfen im kommenden Jahr mit höheren Honoraren rechnen - insgesamt sollen die Mediziner eine Milliarde Euro mehr bekommen. Auf die Beitragszahler könnten höhere Kosten zukommen.

Erst in diesem Jahr gab es deutlich höhere Honorare für Ärzte - und das ist noch nicht alles. Denn 2010 sollen die deutschen Mediziner erneut insgesamt etwa eine Milliarde Euro mehr verdienen. Das Gesamthonorar für die rund 140.000 niedergelassenen Ärzte werde auf etwa 32 Milliarden Euro steigen, teilte der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung am Mittwoch in Berlin mit.

Im nächsten Jahr werden die deutschen Ärzte eine Milliarde Euro mehr an Honoraren bekommen. (Foto: Foto: dpa)

In diesem Jahr war das Honorar von rund 29 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf mehr als 31 Milliarden Euro gestiegen. Der Kassenverband zeigte sich zufrieden, dass die Bezahlung der einzelnen Diagnosen und Behandlungen nicht steige. Allerdings müssten mehr Menschen behandelt werden, weil in der alternden Gesellschaft die Menschen häufiger krank würden, so Sprecher Florian Lanz. So sei die Erhöhung im entscheidenden Gremium, dem Erweiterten Bewertungsausschuss, zustande gekommen.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hatte dem Vernehmen nach auch eine höhere Bezahlung der Behandlungen und Diagnosen gefordert. Ein Zuwachs um eine Milliarde Euro auf Kosten der Kassen bedeutet, dass die Beitragszahler rechnerisch mit rund 0,1 Prozentpunkten mehr belastet werden. Dies dürfte in die offizielle Schätzung für die Krankenversicherung im kommenden Jahr einfließen, die Anfang Oktober ansteht.

Streit über illegale Zahlungen

Die Ärzte und das liebe Geld - diese Verbindung sorgte in den vergangenen Tagen bereits für Diskussionen, wenn auch aus einem anderen Grund. Stein des Anstoßes sind sogenannte Kopfprämien von Kliniken an Ärzte, die Patienten in die Spitäler überweisen. Diese Zahlungen sind illegal - und entsprechend sauer ist Gesundheitsministerin Ulla Schmidt. "Es ist Aufgabe der Ärztekammern, dass so etwas nicht geschieht", sagte die SPD-Politikerin. Wenn tatsächlich Geld für nicht erbrachte Leistungen fließe, um Ärzte zur Einweisung von Patienten in bestimmte Klinken zu bringen, dann "ist das für mich Betrug."

Wie oft bei Überweisungen Geld von Kliniken an Ärzte fließt, ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums nicht bekannt. Dies sei "nicht flächendeckend der Fall", sagte Abteilungsleiter Franz Knieps. Erste Hinweise auf solche Praktiken habe bereits ein Bericht des Bundeskriminalamts aus dem Jahr 2001 gegeben. Damals habe das BKA auf Nachfrage aber keine Details liefern können.

Nach Darstellung ihres Abteilungsleiters Knieps verstoßen "Kopfprämien" gegen die Berufsordnung der Ärzte, die Landesrecht seien. Im äußerten Fall könne einem Arzt dafür die Zulassung entzogen werden. Wenn Leistungen abgerechnet würden, die nicht erbracht worden seien, dann handele es sich um Betrug oder Untreue. Dies sei ein Fall für den Staatsanwalt, sagte Knieps.

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