Liechtenstein: Fürstenbank LGT:Rückzug vom Steuersparmodell

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Die LGT-Bank trennt sich von ihrem anrüchigen Stiftungsgeschäft. Hinter dem Käufer steht ein Mann, dessen Name bereits in Verbindung mit Schwarzgeld steht.

Uwe Ritzer

Als der Treuhänder Herbert Batliner im Januar seinen 80. Geburtstag nachfeierte, gab sich ein illustrer Kreis von Gratulanten aus halb Europa ein Stelldichein in Liechtenstein. Erzbischöfe und andere hohe Vertreter der Geistlichkeit waren dabei, Politiker aus Österreich, Top-Manager von internationalen Großbanken wie der Schweizer UBS, und ein Ex-Bundeskanzler. Helmut Kohl reiste persönlich an, um seinem alten Freund Batliner die Aufwartung zu machen.

Die Liechtensteiner Fürstenbank LGT verkauft ihr Geschäft mit anrüchigen Stiftungsmodellen. (Foto: Foto: dpa)

Die beiden Herren kennen sich lange und gut; Batliner war eine der zentralen Figuren im deutschen Parteispendenskandal. Er soll mitgeholfen haben, Geld am deutschen Fiskus vorbei in Liechtenstein zu waschen, mit dem die bürgerlichen Parteien hierzulande die SPD von der Macht fernhalten wollten. Unter Batliners Geburtstagsgästen war auch Prinz Nikolaus, Bruder des Liechtensteiner Landesherrn Hans-Adam. Schließlich ist Treuhänder Batliner wer in seiner Heimat. Nun hilft seine Tochter Angelika dem Fürstenhaus gewissermaßen sogar aus der Patsche.

Unter Druck

Rückwirkend zum 1. Januar 2009 übernimmt sie mit ihrer Firma First Advisory Group die LGT Treuhand in Vaduz, die Tochtergesellschaft der LGT Group, der größten Bank des Landes, die noch dazu der Fürstenfamilie gehört. Die LGT zieht sich damit vollständig aus dem anrüchigen Treuhandgeschäft zurück, bei dem es vornehmlich um die Gründung und Verwaltung von anonymen Privatstiftungen geht. Diese Stiftungen sind Kritikern zufolge Vehikel zur Steuerhinterziehung. Prominentester deutscher Kunde der LGT Treuhand war Klaus Zumwinkel. Vor gut einem Jahr waren seine am deutschen Fiskus vorbeigeschleusten Millionenanlagen in Liechtenstein nur deshalb aufgeflogen, weil ein LGT-Treuhand-Mitarbeiter die Kundendaten des ehemaligen Post-Chefs geklaut und an die deutschen Behörden verkauft hatte.

Seither steht Liechtenstein international gewaltig unter Druck und die Entscheidung der fürstlichen LGT, sich aus den Treuhandgeschäften ganz zu verabschieden, kann durchaus als Signal verstanden werden, dass das Fürstentum es sich nicht mehr länger leisten kann, als Oase für Steuersünder zu gelten. Leichter wird der Abschied, weil die Geschäfte inzwischen miserabel laufen. Als Folge des Zumwinkel-Skandals zogen viele Anleger, nicht nur Deutsche, Milliardensummen vom Finanzplatz Liechtenstein ab. Das Neugeschäft kam damit weitgehend zum Erliegen.

LGT: Klassisches Vermögensmanagement

Die LGT Group will sich künftig nach eigenen Angaben auf klassisches Vermögensmanagement für wohlhabende Kunden weltweit konzentrieren. Außerdem hat sie nun den Ausbau eigener lokaler Banken in den europäischen Kernmärkten im Fokus. Bereits im vergangenen November hatte die LGT angekündigt, ihr Treuhandgeschäft mit den Steuergesetzen in den Herkunftsländern ihrer Kunden in Einklang zu bringen. Offenbar ist das nicht so einfach, weshalb man sich gleich zum Komplettverkauf der entsprechenden Sparte entschloss.

Künftig betreibt also die First Advisory Group die bisherigen LGT-Treuhandgeschäfte weiter. Die internationale Tätigkeit werde verstärkt ausgeweitet, ließ Eigentümerin Angelika Moosleithner am Dienstag verlauten. Ihre First Advisory Group firmierte ausweislich der "Amtlichen Kundmachungen" des Fürstentums Liechtenstein bis Oktober 2008 als Batliner Holding Anstalt. Die Batliner-Tochter ist zudem namentlich als Treuhänderin in Vaduz registriert.

Auch ihr Ehemann ist kein Unbekannter: Franz Moosleithner fungiert als Geschäftsführer der Vereinigung der mund- und fußmalenden Künstler (VDMFK). Was nach wohltätiger Organisation klingt, ist nach Ansicht von Experten in Wirklichkeit ein hochprofitables Wirtschaftsunternehmen, dem deshalb in Deutschland das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) verweigert wurde. Kritiker behaupten, die VDMFK nehme jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag ein. Das Gebäude, in dem die Organisation in der Liechtensteiner Stadt Schaan residiert, gehörte zumindest eine Zeit lang Angelika Moosleithner. Und im Vorstand der VDMFK sitzt seit Jahrzehnten: Herbert Batliner.

© SZ vom 11.03.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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