Josef Ackermann:Der Lehman-Untergang - "gar nicht so schlecht"

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Für die einen war die Lehman-Pleite der Anfang vom Ende, doch Josef Ackermann sieht das anders. Der Deutsche-Bank-Chef philosophiert über die Zukunft der Märkte.

Schon der Titel der Veranstaltung war hochtrabend: Mit "Geld, Geist und Magie in Goethes Faust II" war der Abend in Frankfurt umschrieben.

Josef Ackermann findet den Untergang von Lehman Brothers "in historischer Perspektive gar nicht so schlecht". (Foto: Foto: AFP)

Und wie Doktor Faustus sich in Goethes Werk Gedanken darüber macht, was die Welt zusammenhält, machte sich auch ein prominenter Redner des Frankfurter Treffens wichtige Gedanken - auch wenn es nur um die Finanzbranche ging: Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, sinnierte über die Zukunft der Banken an sich - und über das Ende einer ganz speziellen Bank: der Investmentbank Lehman Brothers.

Die Pleite des US-Instituts gilt noch heute als Ausgangspunkt für die Eskalation der Krise. Doch Ackermann sieht auch positive Aspekte an dem Mega-Crash.

Warnung vor Oligopol

Der Untergang von Lehman Brothers sei "in historischer Perspektive gar nicht so schlecht, weil er gezeigt hat, dass es den 'moral hazard' nicht geben darf. Aber der Zeitpunkt in der Finanzkrise war fatal", sagte der Deutsche-Bank-Chef. Unter "moral hazard" verstehen Ökonomen die Problematik, dass Marktteilnehmer dazu verleitet werden, hohe Risiken einzugehen, weil sie darauf vertrauen können, letztlich von der Politik gerettet zu werden, wenn sie als "systemrelevant" gelten. In einem SZ-Interview hatte Deutschlands prominentester Banker jüngst seine erste Reaktion auf die Untergang der US-Investmentbank geschildert: "Das ist der GAU."

Sein eigenes Institut muss sich derartige Sorgen momentan nicht machen. Die Deutsche Bank hat das Beben an den Finanzmärkten bislang vergleichsweise glimpflich überstanden und könnte in einer neugeordneten Bankenwelt eine weitaus bedeutendere Rolle spielen. Doch auch diese Neugestaltung der Finanzbranche sieht Ackermann nicht ohne Sorge.

In Frankfurt warnte er vor einem weltweiten Oligopol bei den Kreditinstituten und daraus entstehenden Systemrisiken. "Es wird nach der Krise einige große Banken geben, die sich den globalen Kuchen aufteilen - dadurch gibt es die Gefahr von oligopolistischen Strukturen", sagte Ackermann einem Bericht der Frankfurter Allgemeine Zeitung zufolge. Diese Oligopole seien gefährlich, wenn sie zusammenbrechen. Welche Institute er damit konkret meinte, bleibt dabei wohl sein Geheimnis.

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