IWF-Chef Strauss-Kahn:Geständnisse einer Ex-Geliebten

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Neue Details aus der Affäre mit einer Mitarbeiterin bringen Dominique Strauss-Kahn in Bedrängnis - und werfen die Frage auf, wer dem IWF-Chef schaden will.

M. Kläsgen

Wer will Dominique Strauss-Kahn (DSK) ans Leder und wärmt deswegen seine Sex-Affäre aus dem letzten Jahr wieder auf? Ist es das Umfeld des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, der die größere Wirtschaftskompetenz von Strauss-Kahn bei der Präsidentschaftswahl 2012 fürchten muss? In Pariser Zirkeln steht außer Frage, dass der Sozialdemokrat Strauss-Kahn trotz seines Fünfjahresvertrages in Washington rechtzeitig zum Wahlkampf zurückkehren wird.

Amtsmissbrauch kann dem Chef des IWF, Dominique Strauss-Kahn, nicht nachgewiesen werden. (Foto: Foto: AFP)

Die linke Zeitung Libération hat einen Brief seiner Ex-Geliebten veröffentlicht, der den Präsidenten des Internationalen Währungsfonds (IWF) angeblich schwer belastet. Tage zuvor hatte auch das Magazin L'Express ihn abgedruckt. Beide taten das im Internet, und das wirft Fragen auf: Ist an den Vorwürfen wenig dran? Online kann man nachlesen, was die ehemalige IWF-Angestellte Piroska M. Nagy am 20.Oktober 2008 an Robert J. Smith von der Anwaltskanzlei Morgan Lewis & Brockius schrieb, zwei Tage, nachdem das Wall Street Journal die Affäre enthüllt hatte.

Die Kanzlei war mit der Aufarbeitung des Seitensprungs beauftragt. Wer bei Smith nachfragt, erfährt, dass der Brief in den Bericht einfloss, der den IWF-Verwaltungsrat Ende Oktober dazu veranlasste, Strauss-Kahn zu entlasten.

Kein Amtsmissbrauch nachzuweisen

Auch für den IWF ist die Sache erledigt und daran wird die Veröffentlichung des Briefes nichts ändern. Das liegt daran, dass dem IWF-Generaldirektoren auf Basis des Schreibens kein Amtsmissbrauch nachzuweisen ist. Darin unterscheidet sich sein Fall von dem des ehemaligen Weltbank-Chefs Paul Wolfowitz, der seiner Lebensgefährtin und Mitarbeiterin qua Amt zur Beförderung und einem ordentlichen Gehaltsaufschlag verhalf.

Dort ließ sich der Amtsmissbrauch belegen, im Fall Strauss-Kahn nicht, auch wenn die Ex-Geliebte Nagy schreibt: "Ich glaube, Herr Strauss-Kahn hat seine Stellung missbraucht, um sich mir zu nähern." Konkret hat er Nagy mehrmals als ihr Vorgesetzter zu sich ins Büro zitiert. Was dann geschah, ist unklar, weil Nagy vage bleibt. Dass er sie genötigt habt, verbal oder körperlich, etwas gegen ihren Willen zu tun, deutet Nagy nicht an. Er habe ihr "unangemessene Avancen" gemacht, schreibt die Volkswirtin, auf die sie "trotz ihres langen Berufslebens" nicht vorbereitet war.

Auf kurzes Abenteuer eingegangen

Ob er sie begrabscht, ihr Unzüchtiges ins Ohr geflüstert oder sie wie auch immer belästigt hat, weiß man nicht. Nagy reagierte jedenfalls so. Sie schreibt: "Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich fühlte mich verdammt, wenn ich mitmachte, und verdammt, wenn nicht." Dann fährt sie fort: "Nach einer Zeit machte ich den schweren Fehler, mich zu einem sehr kurzen Abenteuer bewegen zu lassen."

Beide hatten offenbar, was man einen One-Night-Stand nennt. "Aber es ist unbestreitbar, dass Herr Strauss-Kahn seine Position ausgenutzt hat, um sich an mich heranzumachen." Die verheiratete Nagy war offenbar schamerfüllt nach dem Bekanntwerden der Affäre, so dass sie freiwillig den Arbeitgeber wechselte. Ihr war daran gelegen, dass die Geschichte nicht auffliegt, und als es so weit war, fühlte sie sich, wie sie dokumentiert, im Freundes- und Bekanntenkreis entblößt.

Persönlich zürnt sie Strauss-Kahn gleichwohl nicht. Sie nennt ihn in dem Brief eine "brillante Führungskraft", "einen aggressiven Mann", der aber "auch charmant" sein kann. "Ich befürchte allerdings, dass der Mann ein Problem hat, das ihn wenig geeignet dafür macht, eine Institution zu leiten, in der ihm Frauen unterstellt sind." Man könnte auch sagen: Der verheiratete Strauss-Kahn ist ein notorischer Schwerenöter. Ein Kabarettist in Frankreich nannte ihn am Tag der Veröffentlichung im Express "einen sexuell Besessenen". Strauss-Kahn reagiert auf die Publizierung des Briefes nicht. Gegen die "Bösartigkeit" des Kabarettisten verwahrte er sich aber.

© SZ vom 26.02.2009/iko/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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