Hypo Real Estate:Ex-Finanzvorstand klagt gegen Rauswurf

Lesezeit: 2 min

Markus Fell, ehemaliger Finanzchef der HRE, geht gegen seine Kündigung vor. Das könnte die Aufklärung des Milliarden-Desasters beschleunigen.

Klaus Ott

Die Hypo Real Estate (HRE), Deutschlands schlimmste Krisenbank, wird in diesen Tagen mit Klagen überhäuft. Gut 60 Anleger fühlen sich geprellt und wollen einen Teil des Geldes zurück, das sie in Aktien der Immobilienbank investiert haben. Sie haben sich an das Münchner Landgericht gewandt.

Markus Fell, ehemaliger Finanzvorstand der HRE, klagt gegen seine fristlose Kündigung. (Foto: Foto: AP)

Dort soll in der nächsten Woche eine weitere Klage vorliegen, in der es um einen besonders heiklen Fall geht. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung geht der kurz vor Weihnachten vom Aufsichtsrat gefeuerte, bisherige Finanzvorstand Markus Fell jetzt juristisch gegen seine fristlose Kündigung vor. Fell und sein Münchner Anwalt Knut Müller wollten sich dazu am Freitag nicht äußern.

Ob auch der frühere Vorstandschef Georg Funke gegen die HRE vor Gericht zieht, war nicht in Erfahrung zu bringen. Funke hatte nach großen Finanznöten der Bank im Oktober 2008 seinen Posten aufgegeben. Ende des Jahres schob der Aufsichtsrat dann eine fristlose Kündigung nach. Die HRE braucht, um überleben zu können, mehr Hilfen als jede andere Bank in Deutschland. Die Kreditlinien und Garantien, für die vor allem der Staat geradesteht, betragen inzwischen 92 Milliarden Euro.

Schnelle Entscheidung

Die HRE wirft dem früheren Finanzvorstand Fell dem Vernehmen nach vor, für eine zu riskante Geldpolitik bei der Tochterbank Depfa in Irland mitverantwortlich gewesen zu sein und die Strategie nicht rechtzeitig geändert zu haben, als sich die Weltfinanzkrise immer weiter zuspitzte. Das deckt sich mit der vorläufigen Einschätzung der Münchner Staatsanwaltschaft, die wegen diverser mutmaßlicher Gesetzesverstöße gegen Funke, Fell und alle anderen Alt-Vorstände sowie gegen Ex-Aufsichtsratschef Kurt Viermetz ermittelt. Dabei geht es auch um die Tochterbank Depfa, die viele Milliarden Euro langfristig an Staaten in aller Welt verliehen hat, oft für zwei bis drei Jahrzehnte.

Die Mittel für diese Kredite hat sich die Depfa ihrerseits in der Regel nur kurzfristig bei anderen Banken besorgt. Nach dem Zusammenbruch des US-Instituts Lehman Brothers Mitte September liehen sich die Banken untereinander aber kaum noch Geld, diese Strategie ging nicht mehr auf. Die HRE stand wegen der Finanznöte bei der Depfa vor dem Kollaps und musste von anderen Banken und vor allem vom Bund gerettet werden, um einen Zusammenbruch des deutschen Finanzsystems zu verhindern.

Fell will vor Gericht darlegen, dass die Vorwürfe nicht zutreffen und er zu Unrecht gefeuert wurde. Das könnte die Aufklärung der Vorgänge bei der HRE beschleunigen. Bis die Staatsanwaltschaft zu abschließenden Ergebnissen kommt, dürfte es angesichts der komplizierten Materie viele Monate, wenn nicht gar ein oder zwei Jahre dauern.

Über Fells Klage wird wohl deutlich schneller verhandelt, was sicher ganz im Sinne des Managers wäre. Er ist erst 44 Jahre alt, jung genug also für weitere Jobs. Fell hatte 1989 bei der Bayerischen Vereinsbank begonnen, wo er 1995 zum Vorstandsassistenten aufstieg. Nach der Fusion zur Hypo-Vereinsbank (HVB) machte er dort weiter Karriere. Aus der HVB ging schließlich die HRE hervor.

© SZ vom 24.01.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: