Hypo Real Estate:Antworten auf das Wirrwarr

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Was genau versteht Finanzminister Steinbrück unter "geordnete Abwicklung"? Das fragen sich Investoren - und erschweren damit die Arbeit des in Schieflage geratenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate.

Mit einem gemeinsamen Kraftakt hatten Banken, Finanzaufsicht und das Finanzministerium in der Nacht auf Montag den Dax-Konzern Hypo Real Estate vor dem Kollaps bewahrt. Doch nun sieht der Konzern seine Sanierung durch anhaltende Spekulationen über eine drohende Abwicklung erschwert. "Die Investoren brauchen Klarheit", hieß es am Mittwoch in Finanzkreisen. Sie müssten wissen, ob das Ziel des Hilfspakets von Banken und Bund die Rettung des Unternehmens sei oder nur eine Zerschlagung ermöglichen solle.

In letzter Sekunde vor dem Kollaps bewahrt - Hypo Real Estate mit Stammsitz in München. (Foto: Foto: AP)

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hatte bei dem 35- Milliarden-Rettungspaket für die Hypo Real Estate (HRE) von einer "geordneten Abwicklung" beziehungsweise "geordneten, marktschonenden" Vermögensverwertung gesprochen. Dies stößt in München auf Unverständnis, da der Konzern seinen Bestand mit den Krediten als gesichert ansieht.

Dem angeschlagenen Immobilienfinanzierer droht jedoch als Folge der Rettungsaktion im schlimmsten Fall praktisch die Auflösung.

Klarstellung des Ministeriums

Das Finanzministerium hat unterdessen klargestellt, dass das Rettungspaket für die Hypo Real Estate nicht der schrittweisen Abwicklung des Instituts dienen soll. "Das Ziel ist die Fortführung der HRE-Holding und nicht deren Liquidierung", sagte der Sprecher von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), Torsten Albig, am Mittwoch auf Anfrage. "Nichts anderes hat der Minister gesagt", betonte er. "Unser Ziel ist es, Schaden vom Finanzplatz Deutschland fernzuhalten und die HRE handlungsfähig zu halten."

Das milliardenschwere Hilfspaket sieht nach Angaben von Bundesbank und der Finanzaufsicht vor, dass die HRE unter anderem die Anteile ihrer vier operativen Tochtergesellschaften als Sicherheit für den Rettungskredit pfänden muss. Das Kernvermögen geht auf eine zu gründende Zweckgesellschaft über. Falls sie den Kredit nicht zurückzahlen kann, steht ein Verkauf der Tochtergesellschaften an.

Steinbrück hatte am Dienstagabend nach einer Sitzung des Haushaltsausschusses des Bundestages bekräftigt, dass nach dem Rettungspaket die Vermögenswerte der HRE verwertet werden. "Uns ist sehr daran gelegen, dass wir über diese Lösung einen geordneten, marktschonenden Prozess in Gang setzen der Verwertung der Assets (Vermögenswerte), die diese Bank hat." Womöglich werde soviel an Erlösen erzielt, dass die Garantie des Bundes niemals tatsächlich fällig werde. "Das ist der Sinn der Konstruktion." Steinbrück hatte einen "gewissen Begriffs-Wirrwarr" eingeräumt.

Funke in der Kritik

Dies ändere aber nichts daran, dass über die Zweckgesellschaft eine Vermögensverwertung angegangen werde. Auf diese würden alle Vermögenswerte der Bankengruppe einschließlich ihrer Töchter übertragen. Die Aktien würden als Pfand ebenfalls übertragen. "Für den Fall, dass die Kredite nicht zurückgezahlt werden, werden die Aktien auch verwertet", hatte Steinbrück klargestellt. Zudem werde diese Zweckgesellschaft von einem Management geleitet, das nicht identisch sei mit dem jetzigen HRE-Management.

Druck auf HRE-Chef Georg Funke üben derzeit die Aktionärsschützer aus. Wenn das Schlimmste überstanden ist, wird Funke seinen Chefsessel räumen müssen, um den Weg für einen Neuanfang frei zu machen. "Wenn es eine Zukunft für den Konzern gibt, dann nur mit einem neuen Chef", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Selbst wenn er fachlich in der Lage wäre, das Unternehmen aus der Krise zu führen, sei sein Name inzwischen zu sehr beschädigt.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/mel/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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