Geldreserven:Deutsche besitzen fast fünf Billionen Euro

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Obwohl die Wirtschaft schwächelt, werden die Deutschen immer reicher. Das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland klettert auf einen Rekordstand. Gleichzeitig bauen die Menschen Schulden ab - obwohl die Zinsen extrem niedrig sind.

Trotz der Konjunkturflaute zu Jahresbeginn haben die Deutschen ihr Geldvermögen erneut gesteigert. Zum Ende des ersten Quartals wuchs das Vermögen der privaten Haushalte in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen oder Ansprüchen gegenüber Versicherungen auf den Rekordwert von 4992 Milliarden Euro, wie die Deutsche Bundesbank mitteilte. Das ist ein Zuwachs um 52 Milliarden Euro oder 1,1 Prozent zum Vorquartal. Immobilien oder Vermögensgegenstände wie Autos oder Kunst sind in der Statistik nicht enthalten.

Etwas überraschend tilgten die Privathaushalte außerdem trotz des historisch niedrigen Zinsniveaus Kredite in Höhe von knapp vier Milliarden Euro. Insbesondere Konsumentenkredite seien abgelöst worden. Das ist insofern kurios, da es in Zeiten extrem niedriger Zinsen lohnenswert ist, sich Geld zu leihen. Die Verschuldung sank nach den Angaben um 0,2 Prozent auf 1564 Milliarden Euro. Die Verschuldungsquote, also der Anteil der Verbindlichkeiten am Bruttoinlandsprodukt, sank um 0,2 Prozentpunkte auf 59,0 Prozent.

Kursgewinne an den Kapitalmärkten machten nur noch etwa ein Zehntel des Vermögenszuwachses aus - nach fast einem Drittel im Börsen-Boomjahr 2012. Hingegen stiegen die Ansprüche gegenüber Versicherungen besonders stark um 22 Milliarden Euro. Ebenfalls kräftig trugen Sichteinlagen einschließlich Bargeld mit 21 Milliarden Euro zur Geldvermögensbildung bei: Weil die Menschen in Deutschland noch immer durch die Euro-Staatsschuldenkrise verunsichert sind, ziehen sie Geld aus längerfristigen Termin- und Spareinlagen oder Sparbriefen ab - und parken es stattdessen auf Giro- oder Tagesgeldkonten.

Vermögen wächst stetig

Auf den Kapitalmärkten scheinen die Sorgen hingegen überwunden. So wurden im Saldo Anteilsscheine für Fonds (Investmentzertifikate) im Umfang von elf Milliarden Euro gekauft. Das ist der kräftigste Zufluss seit Anfang 2003. Zudem kauften die privaten Haushalte im ersten Quartal Aktien im Wert von gut drei Milliarden Euro - das war das erste dicke Plus seit Ende 2011. Die Bundesbank vermutet: "Diese Entwicklung dürfte im Zusammenhang mit den anhaltend negativen Realzinsen vieler Bankeinlagen stehen."

In der Regel wächst das Geldvermögen der Deutschen stetig. Vor 20 Jahren hatte es noch einen Wert von etwa zwei Billionen Euro, Anfang 2003 waren es etwa 3,6 Billionen Euro. Nur in einigen Krisen gab es Dellen wie zuletzt im dritten Quartal 2011. Damals verloren viele Anleger Geld bei den Turbulenzen an den Börsen. Die Finanzkrise 2008/2009 ließ das Vermögen sogar über einen längeren Zeitraum schrumpfen. Diese Verluste wurden aber längst wieder aufgeholt.

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