Finanzindustrie:Buffett prangert Absahner an

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Die Legende in Rage: Warren Buffett geißelt all jene Top-Manager, die von der Finanzkrise kräftig profitieren. Auch er selbst verdient Milliarden.

Investorguru Warren Buffett hat die Profiteure der Finanzkrise unter den Top-Managern heftig gescholten. Die Spitzenverdiener der Finanzbranche lebten nach wie vor auf großem Fuß, schrieb Buffett in seinem vielbeachteten Jahresbrief an die Aktionäre seiner Investmentgesellschaft. Dagegen hätten die einfachen Anteilseigner die Fehler der Banker ausbaden müssen.

Buffett äußerte sich zuversichtlich, dass sich die milliardenschweren Staatshilfen am Ende auszahlen. Davon sollten aber nicht ausgerechnet die Top-Manager profitieren, die die Finanzspritzen durch ihre Unbedachtheit und Ignoranz erst nötig gemacht hätten, forderte er.

"Schäbige Erscheinung"

"Der Verwaltungsrat einer großen Finanzinstitution ist eine ziemlich schäbige Erscheinung, wenn er nicht darauf besteht, dass sein Konzernchef die volle Verantwortung für die Risikokontrolle übernimmt", schreibt Buffett. "Wenn ein Konzernchef nicht fähig ist, seine Aufgaben zu erfüllen, sollte er sich nach einer anderen Beschäftigung umschauen." Zudem verlangt der Großinvestor: "Wenn er versagt und die Regierung mit Geld oder Bürgschaften einspringen muss, dann sollten die finanziellen Konsequenzen für ihn und seinen Verwaltungsrat schmerzhaft sein."

Buffett rechnet in seinem Schreiben vor, dass die vier größten Finanzdesaster der Krise die Aktionäre mehr als 500 Milliarden Dollar gekostet haben. Dies entspricht ungefähr dem Bruttoinlandsprodukt von Indonesien mit einer Bevölkerung von 240 Millionen Menschen. Buffett geht an diesem Punkt nicht darauf ein, welche Desaster er meint.

Nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman sind unter anderem Branchenschwergewichte wie der Versicherer AIG sowie die Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac ins Straucheln geraten.

Gewinn gesteigert

Buffetts Konzern, Berkshire Hathaway, hat seinen Nettogewinn kräftig gesteigert. Vor allem ein verbessertes Geschäft mit Aktienmarkt-Derivaten habe dazu beigetragen, teilte der Großaktionär der Münchener Rück am Samstag mit. Im vierten Quartal legte der Berkshire-Nettogewinn auf knapp 3,1 Milliarden Dollar zu - nach 117 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Auf operativer Ebene - ohne 1,03 Milliarden Dollar aus Investitions- und Derivate-Geschäften - brach der Gewinn dagegen um 40 Prozent auf etwas mehr als zwei Milliarden Dollar ein. Damit übertraf der Mischkonzern aus Omaha in Nebraska aber noch knapp die Erwartungen der Analysten. Der Umsatz stieg im Schlussquartal um 23 Prozent auf 30,2 Milliarden Dollar, im gesamten Geschäftsjahr um vier Prozent auf 112,5 Milliarden Dollar.

Der Gewinn schnellte 2009 insgesamt 61 Prozent in die Höhe, und zwar auf knapp 8,1 Milliarden Dollar. Bisher sei das Hauptgeschäft von Berkshire mit Versicherungen und Versorgern nicht nennenswert von der Krise beeinträchtigt worden. Die Rezession habe sich dagegen in den Industrie-, Dienstleistungs- und Handelssparten bemerkbar gemacht.

Die Holding des Großinvestors kontrolliert rund 80 Tochterfirmen. Dazu gehören neben Versicherern und Versorgern auch Restaurantketten, Textilfirmen und Großhandelskonzerne.

Erst kürzlich hatte Buffett seine Beteiligung an der Münchner Rück weiter ausgebaut und zudem für 26,5 Milliarden Dollar die Eisenbahn-Gesellschaft Burlington Northern Santa Fe übernommen.

Buffett zeigte sich bei der Vorlage der Zahlen zurückhaltend: Mit dem Ausbau des Konzerns habe dessen Fähigkeit dramatisch abgenommen, einen überdurchschnittlichen Nettobuchwert je Aktie zu erzielen, schrieb Buffett mit Blick auf eine für das Unternehmen zentrale Kennziffer.

© sueddeutsche.de/Reuters/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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