Erbstücke:Schatz auf dem Dachboden

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Schmuck hat heute oft nur noch seinen Materialwert. (Foto: dpa)

Ist das wertvoll oder kann das weg? Diese Frage stellen sich oft Erben, wenn sie den Dachboden verstorbener Eltern oder Großeltern entrümpeln. Doch für Laien ist es schwierig zu beurteilen, was wirklich wertvoll ist - und was höchstens ideellen Wert besitzt.

Von Julia Löffelholz, München

Es ist schon ein Phänomen: Es gibt im Bayerischen Fernsehen eine Sendung mit dem schönen Namen "Kunst und Krempel", die im Vorabendprogramm jede Woche im Schnitt 900 000 Menschen vor den Bildschirm zieht. Jedermann kann dort alte Gegenstände vorstellen, die dann von Experten bewertet und geschätzt werden. Außerhalb Bayerns ist das die beliebteste regelmäßige Sendung des Bayerischen Rundfunks.

Woher rührt dieses Interesse? Die Liebe zu Antiquitäten kann es kaum sein - die Preise für Altertümliches fallen derzeit stetig. So ist es wohl eher die Frage, ob Großvaters Münzen aus dem Kaiserreich oder die geerbten Ringe der Urgroßtante eigentlich überhaupt etwas wert sein könnten, die die Leute vor den Fernseher treibt.

"Wir leben in einer Erbengeneration. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich viel auf den Dachböden angesammelt", sagt Frithjof Hampel. Er ist beim Bundesverband der Sachverständigen zuständig für Kunst, Antiquitäten und Juwelen. Hampel und seine Kollegen werden gerufen, wenn Erben wissen möchten, was der Nachlass ihrer Verwandten oder Bekannten wert ist.

"Ich komme ins Haus, liste alles auf und untersuche die Objekte nach Stilrichtung, Material, Zeit und Erhaltungszustand", beschreibt er seine Arbeit. Bei Stücken, bei denen es sich lohnen könnte, sie zu verkaufen, setzt er einen Verkehrswert fest. Der Verkehrswert ist der Wert, den beispielsweise Auktionshäuser meist als Mindestpreis setzen. Der Wiederbeschaffungswert dagegen ist der Preis, den das Objekt im Antiquitätengeschäft hätte.

Antiquitäten verkaufen
:Wertvoller alter Krempel

Der Pelz der Urgroßtante, Bücher des Opas, die Berglandschaft, die seit Generationen über Sofas hing: Über Jahrzehnte und manchmal gar Jahrhunderte sammelt sich in Familien einiges an. Was etwas wert ist und was guten Gewissens auf den Sperrmüll kann.

Von Julia Löffelholz

Besonders wichtig für die Beurteilung des Wertes ist der Zustand. Ein gut erhaltenes Buch aus dem 16. Jahrhundert könne mehrere Tausend Euro wert sein, ist das Leder beschädigt, sinke der Wert aber schnell auf wenige Hundert Euro, erklärt Hampel. Aber immerhin. "Bei Möbeln muss die Originalsubstanz weitgehend erhalten sein, damit das Stück als Originalmöbel gilt." Oft seien die Leute enttäuscht, wenn das seit Generationen vererbte Bild oder die alte Kommode doch nicht so viel wert seien, wie sie sich erhofft hatten. "Viele Leute überschätzen den Wert alter Gegenstände", sagt der Sachverständige.

Das Problem: "Es gibt immer weniger Sammler, und wenn es keine Sammler gibt, gibt es auch keine Käufer", sagt der Sachverständige und ehemalige Auktionator David Hessels. Das lässt die Preise so fallen. Vor allem Möbel und Teppiche seien kaum noch gefragt. "Die Tendenz geht eher zu Sammelobjekten wie Gläser oder Porzellan", sagt er. "Möbel kann man sich nicht in die Vitrine stellen."

Alte Bücher sind besonders wertvoll, wenn sie Illustrationen enthalten. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Dennoch sollte nichts weggeworfen werden, nur weil es gerade nicht gefragt sei. "Alles was jetzt wertlos ist, wird wiederkommen". Wer alte Objekte aufbewahrt, sollte aber auf die Lagerungsbedingungen achten. Auf dem Dachboden oder in einem feuchten Keller können Leinwände von Gemälden schimmeln oder das Holz von Möbeln kaputtgehen.

Sehr seltene Stücke seien aber immer gefragt, sagt Hessels. So könne man beispielsweise für Spielzeug oder Silberbesteck, das noch im Originalkarton verpackt ist, hohe Preise erzielen. Bücher seien zuweilen viel wert, wenn sie Illustrationen enthielten; das trifft auch auf Gemälde zu, wenn sie von einem bekannten Künstler stammten.

Antiquitätenhändler sind nicht immer seriös

Doch wer soll den Wert eigentlich beurteilen? Hampel warnt davor, historische Stücke von einem Antiquitätenhändler schätzen zu lassen, dem man nicht voll vertrauen könne. Wer zu einem Antiquitätenhändler gehe, müsse daran denken, dass der daran interessiert sei, auch selbst einen möglichst großen Profit aus dem Geschäft zu ziehen.

Unabhängige Sachverständige schätzen den Wert der Gegenstände, ohne ein eigenes Kaufinteresse zu haben - dafür verlangt er aber Geld für die Begutachtung. Immerhin: Sind die Sachverständigen staatlich vereidigt, haben ihre Urteile auch vor Gericht Bestand. Dies kann beispielsweise im Falle einer Erbstreitigkeit hilfreich sein. Alternativ kann man die Antiquitäten von einem Auktionshaus schätzen und verkaufen lassen. Der Auktionator erhält für den Verkauf eine Provision, die sich nach der Summe richtet, für die er das Objekt verkauft.

Zuletzt gibt es natürlich noch die Möglichkeit, seine alten Gegenstände einfach bei "Kunst und Krempel" zu präsentieren. Dort ist einem zumindest eine große Zuschauerschaft gewiss.

© SZ vom 09.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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