Durchatmen an den Börsen:Ruhe nach dem Sturm

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Langsam erholen sich die Börsen von dem Hilfspaket-Desaster: Zwar verliert der Dax leicht - doch aus Amerika kommen bereits wieder optimistische Signale.

Es ist der erste Tag nach dem Börsen-Beben von New York. Am Montag waren die Aktienkurse an der Wall Street regelrecht in sich zusammengefallen. Der amerikanische Leitindex musste den höchsten Tagesverlust seiner Geschichte hinnehmen. Mit einem Minus von 777,68 Punkten fiel der Index regelrecht in sich zusammen - damit war der Dow in Punkten stärker gefallen als am 11. September 2001.

Der Dax erholt sich wieder. Nach dem Desaster um das US-Hilfspaket verlor der Deutsche Leitindex nur leicht. (Foto: Foto: dpa)

Nun sendet die Wall Street wieder optimistischere Signale. Am Dienstag stieg der Dow-Jones-Index in den ersten Handelsminuten um 1,7 Prozent auf 10.544 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index gewann sogar 2,2 Prozent auf 1130 Zähler und der Technologie-Index Nasdaq tendierte 2,6 Prozent fester auf 2035 Punkte.

An den Börsen herrsche grundsätzlich der Glaube, dass ein Rettungspaket noch diese Woche vom Repräsentantenhaus verabschiedet werde, egal ob Mittwoch oder Donnerstag, sagte Arthur Hogan von der Investmentbank Jefferies & Co. Gleichzeitig werde dem Markt klar, dass ein Rettungspaket - egal in welcher Form - nicht alle Krankheiten heilen könne. "Es wird nicht gegen die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums helfen oder Banken dazu zwingen, sich gegenseitig Geld auszuleihen."

In Deutschland sind die Vorzeichen nicht ganz so positiv. In Frankfurt hat sich die Börse noch nicht von den Turbulenzen in den USA erholt. Bis zum späten Nachmittag war der Dax um 0,73 Prozent auf 5764,94 Punkte gefallen. Bereits am Vortag war der Leitindex um 4,2 Prozent abgestürzt, nachdem in der Nacht zuvor das Dax Mitglied Hypo Real Estate in einer dramatischen Rettungsaktion vor dem Kollaps bewahrt wurde.

Vor allem Finanztitel mussten zu Handelsbeginn Verluste hinnehmen. Commerzbank-Aktien notierten am späten Nachmittag mit 7,49 Prozent im Minus und waren gegewärtig der Verlierer des Tages. Bereits am Montag hatten die Papiere 24 Prozent ihres Werts eingebüßt. Die Deutsche Bank lag am späten Nachmittag mit knapp vier Prozent im Minus.

Bei den Aktien der Hypo Real Estate, die vom Staat und einer Bankengruppe nur knapp vor dem Aus gerettet wurde, kehrte hingegen Ruhe ein. Nach dem spektakulären Verlust von 74 Prozent vom Vortag stiegen die Titel um über 16 Prozent.

Unmittelbar nach dem Scheitern des US-Rettungspakets im Kongress stürzte der Dow Jones rasant ab.

Der US-Nachrichtensender CNN bilanzierte, es seien etwa 1,2 Billionen Dollar (835 Milliarden Euro) an Börsenwert vernichtet worden. Es herrsche das Gefühl vor, dass der Himmel einstürze, sagte der Präsident der 10. Notenbankbezirks in Kansas City, Thomas Hoenig, bei einem Wirtschaftsforum in Gering, Nebraska.

Auch Asiens Leitbörse in Tokio geriet in den Abwärtssog. Die Börsen in Japan, Hongkong, Australien und Neuseeland hatten zuvor deutlich verloren - sie verbuchten Kursrückgänge zwischen 4,6 und 5,5 Prozent.

Der japanische Nikkei-Index verlor 4,6 Prozent und stürzte 544,54 Punkte auf 11.199,07 Punkte ab. In Australien und Neuseeland fielen die wichtigsten Börsenbarometer um 5,3 und 4,7 Prozent; in Hongkong verlor der Hang-Seng-Index in den ersten zehn Minuten des Handels 978,67 Punkte oder 5,47 Prozent auf 16.902,01 Analysten erwarteten eine Fortsetzung dieses Trends an weiteren Finanzplätzen.

Angst an den Rohstoffmärkten

Die japanische Zentralbank reagierte und pumpte am Dienstag erneut zwei Billionen Yen (13,4 Milliarden Euro) in die Geldmärkte. Insgesamt hat sie damit bisher bereits 20 Billionen Yen (134 Milliarden Euro) für die Liquidität des Finanzsystems zur Verfügung gestellt.

Die Angst vor einem kräftigen Abschwung in den USA hat den Ölpreis erneut nach unten getrieben. Die führende Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich am Dienstagmorgen um mehr als einen Dollar und kostete 92,98 Dollar je Barrel, der Preis für US-Leichtöl fiel weiter auf 95,50 Dollar je Barrel. Die US-Sorte hatte sich bereits am Montag um mehr als zehn Dollar verbilligt. Dies war der stärkste Preisrückgang seit April 2003.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/AP/tob/mel/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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