Diskussion über 500-Euro-Schein:Sie nannten ihn "Bin Laden"

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Soll der 500-Euro-Schein abgeschafft werden? (Foto: dpa)

Alle sagten, dass es ihn gibt, aber keiner hatte ihn je gesehen: den 500-Euro-Schein. Wirtschaftsexperten weisen darauf hin, dass vor allem Kriminelle seine einschlägigen Besitzer sind. Damit lösen sie bei krummen Geschäften das "Volumenproblem". Soll die EZB den Geldschein deshalb abschaffen? Aber nicht doch.

Marc Beise

Die Umfrage unter Kollegen ergibt ein klares Ergebnis: Kaum einer hatte je ein solches Wertpapier in Händen, und wenn, dann nur als Ausnahme. Das ist beruhigend, denn einschlägige Besitzer von 500-Euro-Scheinen sind vor allem: Kriminelle.

Das sagen übereinstimmend die Antikorruptionsorganisation Transparency International, der Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel ("Zerschlagt die Banken!") und das Wall Street Journal Deutschland, das das Thema aufgebracht hat und die Abschaffung des 500ers zur Diskussion stellt.

Europa muss wohl aus lauter bösen Buben bestehen, denn nach Auskunft der Europäischen Zentralbank (EZB) sind bis zu 600 Millionen dieser Scheine im Umlauf, mit einem Gesamtwert, das ist leicht zu errechnen, von fast 300 Milliarden Euro. Selbst in Zeiten der Euro-Krise ist das immer noch eine hübsche Menge Geld. Der 500-Euro-Schein, das unbekannte Wesen. In Spanien nannten sie ihn "Bin Laden": Alle sagten, dass es ihn gibt, aber keiner hatte ihn je gesehen. Dabei gilt ausgerechnet Spanien als das Land, wo es die meisten 500-Euro-Scheine geben soll.

Das passt zum schlechten Euro-Image

Kriminelle mögen den 500er, weil sie gerne bar und ohne Hinterlassung von Spuren bezahlen, Immobilien beispielsweise. Ohne den 500er hätten sie, wie die Experten sagen, "ein Volumenproblem". Soll heißen: Der Koffer wird einfach zu groß.

Die Geschichte passt gut zum Image der Gemeinschaftswährung. Viele Zeitgenossen glauben ja, dass mit dem Euro alles schlechter geworden sei, und tatsächlich gab es vor 2002 so hochwertige Scheine nicht. In Spanien hörte die Stückelung beim 10.000-Peseten-Schein auf (etwa 60 Euro), in Griechenland ging es nur hoch bis zur 10.000-Drachmen-Note (30 Euro).

Aber es sind nicht nur Kriminelle damit unterwegs. Ein Teil des Geldes, so heißt es vor allem in den Krisenländern, stecke "unterm Kopfkissen", was ein Synonym für alle möglichen Aufbewahrungsorte ist, nur eben bloß nicht auf der Bank. Die Vorstellungen der EU-Kommission, im Falle von Bankenkrisen auch die Sparer heranzuziehen, wird diesen Trend verstärken.

Und der Kollege, der demnächst auf dem Gebrauchtwagenmarkt ein Auto erstehen will, wäre für die 500er-Stückelung dankbar, weil er sonst ein, siehe oben, Volumenproblem bekommt. Auch das selige Lächeln der Kollegin, als sie sich an den 500er erinnert, den ihr die Oma zur Hochzeit geschenkt hat, will man eigentlich nicht missen.

© SZ vom 13.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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