Trauma Einbruch:Einbrecher meiden gut gesicherte Häuser

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Meist genügt Einbrechern ein Schraubenzieher, um sekundenschnell in ein schlecht gesichertes Haus einzudringen. Für die Opfer ist ein Einbruch ein Schock.

Vielen mache die Verletzung der Privatsphäre und das verloren gegangene Sicherheitsgefühl in den eigenen vier Wänden mehr zu schaffen als der materielle Schaden, sagt Veit Schiemann von der Hilfsorganisation Weißer Ring in Mainz. "Mancher leidet nach einer solchen Tat, die immer auch ein Einbruch in die Seele ist, ein Leben lang an den psychischen Folgen", so Schiemann weiter. Völlige Sicherheit könne es zwar nie geben, aber mit der richtigen Technik ließen sich viele Einbrüche verhindern.

Materielle Schäden lassen sich meist beheben - doch mit den psychischen Folgen haben viele Einbruchsopfer ein Leben lang zu kämpfen. (Foto: Foto: nicht-bei-mir.de/dpa)

Einbrecher suchten fast immer den Weg des geringsten Widerstandes, erläutert Schiemann. Und den fänden sie häufig durch ältere Fenster und Türen ohne zeitgemäße Sicherheitsausstattung. Helmut Rieche von der Initiative "Nicht bei mir!" aus Berlin kann die Bedeutung von Schutzmaßnahmen bestätigen: "Knapp 40 Prozent der Einbrüche in Deutschland scheitern an der richtigen Sicherheitstechnik."

In Einfamilienhäusern seien Fenster und Terrassentüren die bevorzugten Angriffsziele. In Mehrfamilienhäusern brechen die Täter meist die Wohnungstür auf. Zusätzliche Sicherungen an Fenster und Balkontür lohnten sich hier vor allem im Erdgeschoss sowie wenn Einbrecher zu ihnen hochklettern könnten.

Wer allzu sorglos seine Haustür nur zuzieht oder sein Fenster gekippt lässt, macht es Kriminellen leicht. "Aber auch ordnungsgemäß verriegelte Fenster stellen für Diebe selten ein größeres Problem dar", warnt Harald Schmidt vom Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes in Stuttgart. Wirkungsvoller vereiteln ließen sich Einbrüche mit dem Einsatz von Sicherheitstechnik. Wenn eine Tür oder ein Fenster länger als fünf Minuten Widerstand leistet, gäben die meisten Diebe auf. Das Risiko, auf frischer Tat ertappt zu werden, sei dann für sie zu groß. Das habe eine Befragung von Tätern ergeben.

Alarmanlagen könnten mechanische Sicherungen nicht ersetzen. Denn sie melden den Einbruch nur, verhindern ihn aber nicht. Auch wenn der Alarm ausgelöst wird, könnten Einbrecher eindringen und anwesende Bewohner gefährden. Deshalb raten Fachleute, bei Neubauten oder bei einer Modernisierung Fenster und Fenstertüren der sogenannten Widerstandsklasse zwei oder höher einzubauen. "Solche Fenster besitzen sehr stabile Verriegelungen, einen Schließmechanismus aus gehärtetem Stahl und Verbundglas, das nur schwer zu durchdringen ist", erklärt Ulrich Tschorn vom Verband der Fenster- und Fassadenhersteller in Frankfurt/Main.

"Vorhandene Fenster und Türen, denen ein wirksamer Einbruchschutz fehlt, können auch nachträglich verbessert werden", sagt Jürgen Benitz-Wildenburg vom Institut für Fenstertechnik in Rosenheim. Dabei sollten Käufer aber genau auf die Qualität achten. Denn manche nachträglichen Sicherungen, die im Baumarkt angeboten werden, täuschten Sicherheit lediglich vor.

Um die richtigen Maßnahmen auszuwählen, ist es sinnvoll, sich bei Fachleuten zu informieren. "Neutrale Tipps, wie man die eigenen vier Wände vor Einbrechern schützen kann, geben kriminalpolizeiliche Beratungsstellen", so Schmidt. In vielen Bundesländern kämen entsprechend geschulte Polizisten sogar ins Haus und begutachteten kostenlos, ob der Einbruchschutz von Türen und Fenstern ausreicht.

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