Schwere Vorwürfe:USA beschuldigen China und Russland der Cyberspionage

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Es ist ein ungewöhnlicher Schritt: In einem Bericht wirft eine US-Geheimdienstbehörde China und Russland öffentlich vor, amerikanische Unternehmen und Institutionen über das Internet auszuspionieren. Doch die Anschuldigungen erfüllen möglicherweise auch einen innenpolitischen Zweck.

Die US-Regierung wirft China und Russland Hackerangriffe auf zahlreiche Einrichtungen des Landes vor. Beide Staaten versuchten, Handels-, Technologie und Militärinformationen auszuspähen, hieß es in einem nun in Washington veröffentlichten Bericht ( hier als pdf).

Bericht der US-Spionageabwehr: Chinas Hacker die "aktivsten und hartnäckigsten Akteure" in Sachen Wirtschaftsspionage. (Foto: Screenshot: ncix.gov)

Seit dem Jahr 2009 wurden demnach viele Behörden, Privatunternehmen, Universitäten und weitere Einrichtungen, die über große Mengen sensibler Wirtschaftsdaten verfügen, angegriffen.

Die genauen Urheber der Cyber-Attacken könnten jedoch meist nicht ausgemacht werden, hieß es in dem Bericht der US-Spionageabwehr. Fest stehe aber, dass chinesische Hacker "die aktivsten und hartnäckigsten Akteure im Bereich der Wirtschaftsspionage" seien.

Russlands Geheimdienste versuchten regelmäßig, an Wirtschafts- und Technologieinformationen aus den USA zu kommen, um die Entwicklung und die Sicherheit des Landes zu stärken.

Ungewöhnlicher Schritt

Die Veröffentlichung des Berichts durch die US-Regierung ist ungewöhnlich, weil die USA das Ausland betreffende Informationen in der Regel geheim halten. Der Chef der US-Spionageabwehr, Robert Bryant, äußerte jedoch, mit der Veröffentlichung sollten Politik und Öffentlichkeit in den USA wachgerüttelt werden.

Womöglich hat die Veröffentlichung jedoch auch innenpolitische Gründe: In Senat und Kongress finden sich immer mehr Abgeordnete, die Chinas Wirtschafts- und Währungspolitik für die hohe Arbeitslosigkeit in den USA verantwortlich machen und Strafzölle oder Klagen vor der Welthandelsorganisation WTO befürworten.

Der Vorwurf der Wirtschaftsspionage würde ihnen gute Argumente liefern, entsprechende Schritte voranzutreiben und den Druck auf die Obama-Regierung zu erhöhen, die sich derzeit in dieser Frage sehr zurückhält.

Chinas Regierung wies die Anschuldigungen am Freitag umgehend zurück. "Hackerangriffe sind länderübergreifend und anonym", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking. "Ohne eine Untersuchung über die Herkunft einer Attacke zu urteilen, ist weder professionell noch verantwortungsvoll", ergänzte er.

Die Weltgemeinschaft solle sich besser darauf konzentrieren, mit China zusammenzuarbeiten, um Onlineangriffe gemeinsam abwehren zu können. Der chinesischen Führung wird immer wieder vorgeworfen, Viren zur Ausspähung von Computern im Ausland einzusetzen, was Peking regelmäßig scharf zurückweist.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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