Schlecky Silberstein:"Trinken ist explizit erlaubt"

Lesezeit: 2 min

Diese Blogger und ihr Humor! (Foto: Screenshot)

Der Berliner Blogger Christian Brandes sucht jemanden, der für ihn GTA V spielt. Er selbst ist zu faul.

Interview: Hakan Tanriverdi, München

Das Jobangebot klingt so durchgeknallt, dass Christian Brandes sicherheitshalber zwei Extra-Worte dazugeschrieben hat: kein Fake. Es ist also ernst gemeint. Brandes betreibt eines der größten deutschen Blogs im Internet, schleckysilberstein.com. Nun hat er darin eine Annonce veröffentlicht - er sucht jemanden, der für ihn ein Computerspiel zockt - gegen Bezahlung.

Herr Brandes, warum wollen Sie jemandem Geld geben, damit er für Sie GTA V spielt, eines der erfolgreichsten Spiele weltweit. Viel Gewalt, viele Missionen.

Wir wollten GTA V bei uns im Büro selbst durchspielen. Ich habe zwei Stunden pro Tag mit dem Spiel verbracht.

Dann ist Ihre Festplatte kaputt gegangen - die Spieldaten gingen verloren.

Richtig. Ich will das nicht noch einmal bis zu dem Punkt spielen, an dem ich schon war.

Warum nicht? Einen guten Film schaut man doch auch öfter.

Ich nicht. Ich brauche jetzt einen geübten Zocker. Jemand, der sich schnell durchballert, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Warum wollen Sie das Spiel überhaupt durchspielen?

Das Spiel hat einen Editor-Modus, wenn man es beendet hat - man kann innerhalb der Spielewelt also Filme machen - und wir wollen das erste Musikvideo drehen, das in dieser Welt spielt. Aber dafür müssen wir alle Charaktere freispielen - und das ist Arbeit.

Sie suchen einen Spieler, der in 20 Stunden 30 von 83 Level schaff en soll.

Ich habe mich umgehört. Das ist machbar. Außerdem zahlen wir einen guten Lohn.

Na ja, Sie zahlen Mindestlohn: 8,50 Euro.

In Berlin ist das bei so kleinen Jobs unter der Hand schon unüblich hoch. Und ich will nicht, dass da rumgedaddelt wird.

Sie sind eher der faule Typ, oder?

Früher, als Heranwachsender, hätte ich das noch selbst gemacht. Aber ich bin 33 Jahre alt. Ich hab ein Kind zu Hause. Ich bin mittlerweile zu sehr Ökonom, als dass ich das Spiel mit gutem Gewissen noch einmal hätte zocken können. Außerdem spiele ich wie ein alter Mann - ich brauche Stunden.

Für Ihre Bewerber haben Sie, quasi zum Ansporn, auch gleich Bilder des Arbeitsplatzes veröffentlicht. Zu sehen ist ein Schreibtisch mit Karotte.

Ich mache mir Gedanken um meine Arbeitnehmer. Die sollen sich gut ernähren.

Auf dem Tisch stehen auch Schnaps- und Bierflaschen.

Das ist optional. Wir machen, was jedes Unternehmen macht: Den Arbeitsplatz so schön wie möglich präsentieren.

Wird dann aber schwer mit den 20 Stunden, wenn der Spieler betrunken ist.

Trinken ist explizit erlaubt. Man muss ja nicht gleich die ganze Flasche wegkippen.

Wie viele Menschen haben sich denn beworben?

Nach fünf Stunden waren es 35 ernstzunehmende Bewerbungen. Mittlerweile dürften es deutlich mehr sein - ich habe meine Mails sehr lange nicht gecheckt.

In der Jobbeschreibung steht "kein Fake" - trauen Sie Ihren Lesern nicht?

Ich weiß doch, wie es ohne diesen Zusatz gelaufen wäre. Die Leute hätten das gesehen und dann geschrieben: Aha, witzig, witzig. Richtig ernst hätte das aber keiner genommen.

Aber Sie meinen es ernst.

Ja, klar. Das ist ein knallharter Lohnarbeitsjob.

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: