Proteste in Ägypten:Virtueller Angriff auf Mubarak

Ägypten ist wieder weitgehend online - nun folgt die Rache aus dem Internet: Konzertierte Attacken legen die Webseiten der Regierung lahm. Hinter dem Angriff stecken alte Bekannte.

Die ägyptische Bevölkerung durfte sich am Mittwochvormittag über die Rückkehr des Breitband-Internets freuen, doch der Regierung dürfte weniger zum Feiern zumute sein: Ihre Internetpräsenzen sind derzeit offline, weil Attacken aus dem Netz die Server lahmlegen.

Anti Government Protesters Take To The Streets In Cairo

Ob die Demonstranten das Schild an die Regierung weitergeben? Das Internet ist weitestgehend zurück, doch Seiten der ägyptischen Regierung bleiben offline.

(Foto: Getty Images)

Hinter den Angriffen steht der lose Verbund namens "Anonymous", ein Zusammenschluss meist junger Internetnutzer, die zum Teil aus dem Umfeld des Forums 4Chan stammen.

Anonymous hatte bereits Ende 2010 Schlagzeilen gemacht, als die Gruppe Webseiten von Finanzfirmen wie PayPal oder Visa lahmgelegt hatte. Die Unternehmen hatten zeitweise keine Spenden für die Enthüllungsplattform Wikileaks mehr weitergeleitet.

Die ersten Angriffe auf ägyptische Regierungsseiten gab es Berichten zufolge bereits am 26. Januar - kurz darauf ging jedoch das komplette Land offline: Die Internet-Provider hatten aufgrund einer Anordnung des Mubarak-Regimes den Stecker gezogen.

Offenbar nutzen die Angreifer nach der Wiederherstellung der Verbindung einmal mehr distribuierte Denial-of-Service-Attacken (DDos). Dabei werden einzelne Server oder Netzwerke so lange mit Anfragen anderer Rechner bombadiert, bis sie nicht mehr erreichbar sind.

"Du bleibst abgeschaltet"

Ein Vertreter der Gruppe meldet sich derzeit über Twitter zu Wort. "Willkommen zurück, Internet", heißt es dort, "nun, ohne www.moiegypt.gov.eg - Du bleibst abgeschaltet." Bei der Adresse handelt es sich um eine Seite der Regierung.

Seit dem Vormittag sind Berichten zufolge die Breitband-Verbindungen in Ägypten wieder verfügbar - allerdings offenbar mit Einschränkungen: Der Mikrobloggingdienst Twitter und das Netzwerk Facebook sind weiterhin nicht erreichbar. Vor allem junge Mubarak-Gegner hatten sich über diese Plattformen ausgetauscht und die Proteste organisiert.

Auch die Mobilfunk-Netze nehmen nach Angaben von ägyptischen Betreibern langsam wieder ihren Betrieb auf. Bis zur kompletten Wiederherstellung können allerdings noch einige Stunden vergehen.

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