Internet:Umstrittener Abmahn-Anwalt ist tot

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Seine Massenabmahnungen machten ihn zu einer der umstrittensten Persönlichkeiten der deutschen Web-Szene. Nun hat sich Günter Freiherr von G. offenbar das Leben genommen.

Er war der vielleicht bekannteste, sicherlich aber umstrittenste Anwalt der Internetszene: Der Münchner Jurist Günter Werner Freiherr von G. stand im Mittelpunkt vieler Prozesse zum Online-Recht. Wie verschiedene Internet-Nachrichtendienste nun berichten, hat sich G. in der Nacht zum Montag das Leben genommen.

Auf der Homepage des Anwalts wurde der Tod bestätigt. (Foto: Screenshot)

Bereits in den achtziger Jahren wurde G. bei Comicfans bekannt, als er Parodien des Asterix-Comics als Plagiate verfolgte. 1992 erlangte er auch bei Computerfans Bekanntheit, als er sich in Anzeigen in Computerzeitschriften als "Tanja" ausgab und um den Tausch von Software bat. Gingen Computernutzer darauf ein, erhielten sie wenig später kostspielige Abmahnungen wegen Verletzung des Urheberrechts.

Später vertrat er die deutsche Firma "Symicron GmbH", die sich die Namensrechte für den weitverbreiteten Begriff "Explorer" gesichert hatte. Neben zahlreichen Privatleuten mahnte G. auch Computerzeitschriften ab, die Software-Beigaben anboten, unter deren Programmen sich der Begriff "Explorer" fand. Das Deutsche Patent- und Markenamt löschte die Marke schließlich wegen "Bösgläubigkeit".

Wegen Betrugs verurteilt

Bei der Bundestagswahl 2002 mahnte er mehrere Parteien ab, die im Internet eCards anboten - G. stufte diese als unerwünschte Werbemails ein. Mit einer ähnlichen Argumentation verklagte er im Jahr 2006 die Tageszeitung (taz) und versuchte, die Domain taz.de pfänden zu lassen, obwohl die Zeitung die Abmahngebühr in Höhe von 600 Euro gezahlt hatte.

Die taz erstattete daraufhin Strafanzeige, worauf das Landgericht Berlin G. im September 2008 wegen versuchten Betrugs zu einer Haftstrafe von 14 Monaten ohne Bewährung verurteilte. In Kürze hätte der Anwalt seine Haftstrafe antreten müssen.

Auf der Homepage des Juristen wurde der Tod inzwischen bestätigt. Seinen Suizid, den die Münchner Polizei dem IT-Portal heise.de bestätigte, soll G. per E-Mail angekündigt haben. Er wurde 61 Jahre alt.

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