Wunsiedel:Michael Lerchenberg hört als Intendant auf

Lesezeit: 1 min

  • Michael Lerchenberg will früher als geplant als Intendant der Luisenburg-Festspielen aufhören.
  • Der Kabarettist und Schauspieler beklagt sich über mangelnden Rückhalt und zu wenig Geld von Seiten des Stadtrats.

Von Katja Auer, Wunsiedel

Gerade ist seine Inszenierung des Volksstücks "Der verkaufte Großvater" auf der Luisenburg in Wunsiedel zum letzten Mal gespielt worden, da reicht es Michael Lerchenberg. Am Montag kündigte er überraschend an, dass er früher als geplant als Intendant der Felsenbühne aufhören will. Im Herbst 2017 soll Schluss sein, bislang war vom Herbst 2018 die Rede. Schon lange kracht es immer wieder zwischen Lerchenberg und einigen Stadträten, der Intendant beklagt sich über mangelnden Rückhalt und zu wenig Geld.

Es sei "vollkommen anachronistisch", dass die kleine Stadt Wunsiedel in ihrem finanziell desolaten Zustand alleiniger Träger der Festspiele sei. 180 000 Euro schießt die Stadt jährlich zu, mit Erlaubnis der Regierung von Oberfranken, trotz eines nicht genehmigten Haushalts. Den Großteil ihrer Kosten muss die Luisenburg selbst erwirtschaften. Hätte der Freistaat nicht seinen Zuschuss erhöht, hätte die Stadt das Defizit kaum tragen können. Der Lokalpolitik schreibt Lerchenberg dabei keine Verdienste zu. "Viele Politiker im Landkreis, die sich gerne mit mir oder dem Leuchtturm Luisenburg schmücken, haben, wenn es ernst wird, zugenähte Taschen und zeigen sich unbeweglich und nicht hilfreich", teilt Lerchenberg in einer Erklärung mit.

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Michael Lerchenberg, Kabarettist und Schauspieler, spielt mit seinem Stück "Der gekaufte Großvater" bei den Luisenburg-Festspielen aufs Hier und Heute an - mit Begriffen wie "Pflegestufe Plemplem".

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Bürgermeister Karl-Willi Beck nimmt Lerchenberg aus, mit ihm zusammen verkündete er seine Entscheidung. Bei allen organisatorischen und finanziellen Hemmnissen sei die Luisenburg auch noch "Teil der Schmutzkampagnen einer Wunsiedler Fundamentalopposition im Stadtrat" geworden, schreibt Lerchenberg. Es ist ein bitterer Ton und nun geht es wohl endgültig nicht mehr.

"In der Summe fragt man sich dann schon, warum man sich hier eigentlich weiter so engagieren und aufarbeiten soll. Vor allem wenn man die Wertschätzung und den Respekt in dieser Stadt vermisst", schreibt er. Bürgermeister Beck räumt ein, dass er Lerchenbergs Beweggründe nachvollziehen könne. Sorgen um die Luisenburg mache er sich trotzdem nicht, "wir haben eine gute Reputation in der Fachwelt", sagt er. Noch vor Weihnachten will er einen Nachfolger präsentieren.

Im nächsten Sommer will sich Lerchenberg mit dem Stück "Der Theatermacher" von Thomas Bernhard verabschieden. 2004 begann er als Intendant, seitdem kamen pro Jahr durchschnittlich 140 000 Zuschauer ins Fichtelgebirge.

© SZ vom 09.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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