Umgestaltete Deutschlandfahne:"Das Schwarz erdrückt alles"

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Der Ansbacher Design-Dozent Johannes Hoyer findet die Deutschland-Fahne antiquiert und hat deshalb eine neue Flagge entworfen. Ist die Fahne wirklich so erdrückend?

Roman Deininger

Johannes Hoyer findet die Deutschland-Fahne altmodisch. Der Design-Dozent an der Hochschule Ansbach hat deshalb eine neue Flagge entworfen. Der 42-Jährige erklärt, was er sich dabei gedacht hat.

Am liebsten hätte Johannes Hoyer die Fahne ganz neu gestaltet - mit grau-grün-blau-gelben Streifen. (Foto: oh)

SZ: Herr Hoyer, dürfen wir annehmen, dass Sie während der Fußball-WM kein Fähnchen am Auto hatten?

Johannes Hoyer: Nein, ich bin fußballtechnisch eher zurückhaltend. Aber die WM, diese Fahnen überall, das hat mich ja erst zum Nachdenken gebracht.

SZ: Was ist denn so schlimm an Schwarz-Rot-Gold?

Hoyer: Rein graphisch betrachtet geht das schon bei diesem dominantem schwarzen Balken da oben los, der erdrückt alles, wie eine dunkle Wolke.

SZ: Aber Herr Hoyer, die Lützowschen Freikorps, das Wartburgfest, die Farben haben doch ihre Geschichte. Wir können doch Schwarz nicht einfach weglassen.

Hoyer: Aber wir könnten es ja vielleicht unten hinstellen, dann stört es nicht so sehr.

SZ: Hm. Auf Ihrem Entwurf ist es ja doch oben.

Hoyer: Man darf die Leute nicht überfordern. Die Farben sind ja schon freundlicher geworden, das Rot war so aggressiv, das geht jetzt ins Orange. Und dann sind sie in einem Kreisbogen angeordnet, das ist für viele wohl Veränderung genug.

SZ: Sieht aus wie eine Welle.

Hoyer: Deutschland hat es vom Trümmerhaufen zu großem Wohlstand gebracht, diesen Aufschwung verbildlicht das.

SZ: Was sagen denn Ihre Kollegen zu der Idee?

Hoyer: Den meisten gefällt sie, vor allem, wenn man noch links oben den EU-Sternenkranz mit drauf nimmt. Wir sind ja jetzt Teil von etwas Größerem.

SZ: Aber irgendjemand wird doch gesagt haben, der Hoyer...

Hoyer: ...nimmt wohl Drogen, ja, das hat es gegeben. Mein Automechaniker zum Beispiel fand das Ganze furchtbar, der ist mehr so traditionsbehaftet. Dafür habe ich mich sehr über den Anruf eines Heilpraktikers gefreut.

SZ: Was wollte er denn, der Heilpraktiker?

Hoyer: Mir sagen, dass er immer emotionale Probleme hatte mit der Deutschland-Fahne. Aber dass er sich mit meinem Entwurf anfreunden könnte. Er hat gefragt, ob man meine Fahne kaufen kann. Ich überlege jetzt wirklich, ob ich ein paar herstellen lassen soll.

SZ: So weit würden Sie gehen?

Hoyer: Ach, man hätte doch noch viel radikaler sein können bei dem Entwurf. Ich habe mich mal gefragt: Welche Farben verbinde ich mit Deutschland?

SZ: Schwarz vermutlich nicht.

Hoyer: Grau für die Berge, ganz viel Grün für die Wiesen und Wälder, Blau für das Meer, Gelb für die Hoffnung. Und das alles in Streifen untereinander.

SZ: Herr Hoyer, wir müssen das wissen: Die Bayern-Fahne, Weiß-Blau, können wir die wenigstens lassen?

Hoyer: Absolut. Da bin ich selbst zu sehr Traditionalist. An der wird nicht gerüttelt!

© SZ vom 20.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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