Trost für Sechserschüler:Schifferlfahren mit dem Töpfer

Lesezeit: 2 min

Maximal 70 Mitfahrer finden auf Gottfried Helds Schiff "Christina" bei einer Innrundfahrt Platz. (Foto: oh)

Bei Gottfried Held kann man Bootstouren auf dem Inn buchen

Neulich war Gottfried Held, 60, im Bayerischen Fernsehen zu sehen. In dem Filmbeitrag tuckerte er mit seinem Schiff Christina gemütlich auf dem Inn herum, vorne am Bug stand der Musiker Stofferl Well und blies mit der Trompete und mit dem Alphorn. Optisch wie akustisch war das eine ziemlich eindrucksvolle Vorstellung. Das bezaubernde Bild, das sich den Zuschauern bot, vermittelte einen Eindruck von der alten Herrlichkeit der Wasserburger Inn-Schifffahrt. Heute ist Held der einzige Schiffsbetreiber in Wasserburg, in der Sommersaison verkehrt er mit seinem 22 Meter langen und vier Meter breiten Schiff hauptsächlich auf der Route zwischen den Kraftwerken Teufelsbruck und Wasserburg.

Held ist ein gebürtiger Niederbayer, im Jahr 1977 ist er nach Wasserburg umgezogen. Die Stadt suchte damals einen Töpfer, ein heimeliges Atelier am Brucktor an der Innbrücke wurde sein neues Domizil. Freilich verbindet ihn seit jeher auch eine innige Liebe zur Schifffahrt. "Schon als Bub hab' ich am Bach Flöße gebaut", erzählt Held bei einem Tee auf der Terrasse seines Ateliers, an der unmittelbar und eher behäbig der Inn vorbeifließt. Eines Tages sprach er den damaligen Bürgermeister Martin Geiger an: "Wie wär's denn mitm Schifferlfahren, das wär doch was für Wasserburg." Geiger gefiel die Idee, ein Fremdenverkehrsgutachten favorisierte die Schifffahrt in Wasserburg ebenfalls, und nachdem der Amtsschimmel kräftig gewiehert hatte und einige Widerstände mühsam überwunden worden waren, besaß Held die Genehmigung, auf dem Inn herumzufahren.

Er kaufte sich ein gebrauchtes Schiff, und seitdem schippert er den Inn hinauf und hinunter. Früher fuhr er nach festem Fahrplan, heute aber aus organisatorischen Gründen nur noch auf Bestellung. Trotzdem: Eine Fahrt auf der Christina bietet dem Gast einzigartige Blicke auf die auf einer Halbinsel liegende Altstadt von Wasserburg. "Vom Schiff aus kommen die bis ans Flussufer bebauten Häuserfronten und die Innleiten besonders zur Geltung", sagt Held. Die Rundfahrt nach Teufelsbruck nutzt den gesamten verfügbaren Fahrbereich aus und dauert zwei Stunden. Zuerst geht es etwa zwölf Kilometer flussabwärts zum Kraftwerk in Teufelsbruck, anschließend flussaufwärts bis zum Wasserburger Kraftwerk und zurück zur Anlegestelle in Wasserburg. Auf dieser Tour erlebt man die weitgehend unberührte Natur des Flusses unterhalb von Wasserburg.

Man kann auch an der Anlegestelle in Rieden aussteigen. Zwischen Rieden und Wasserburg verläuft direkt neben dem Fluss ein schöner Wanderweg, der in etwa zwei Stunden gut zu bewältigen ist. Dabei kommt der Wanderer auch an der Kirche in Zell vorbei. Während der Großen Ferien werden übrigens alle Schüler, die einen Fünfer oder einen Sechser im Zeugnis haben, kostenlos mitgenommen. "Die brauchen schließlich einen besonderen Trost, nicht die Einserschüler", sagt Held.

Wer mit Held mitfahren will, muss sich unter der Rufnummer 0175/ 4 12 82 79 anmelden. Oder er geht in die Töpferei am Brucktor beziehungsweise zum Schiff, dessen Anlegestelle nicht weit von der Töpferei an der roten Brücke zu finden ist. Dort befindet sich auch ein Parkhaus.

© SZ vom 05.05.2015 / hak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: