Skurrile Wahlwerbung:Bayern loswerden

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Außerhalb des Freistaats wirbt die Bayernpartei mit dem Slogan "Wollt ihr nicht auch die Bayern loswerden?" - und liefert gleich die passenden Argumente mit.

Olaf Przybilla

Nein, die Plakate, die momentan ganze Straßenzüge in Kreuzberg schmücken, sind tatsächlich keine Aktion des Satiremagazins Titanic. Auf den Werbeständern sehen Berliner dieser Tage eine zünftige Frau im Dirndl und einen Mann in Lederhose. Die beiden kehren dem Betrachter den Rücken zu, so, als wollten sie sich gerade von jemandem verabschieden. Kreuzberger Passanten sehen sich aufgefordert, folgende Frage zu beantworten: "Wollt ihr nicht auch die Bayern loswerden?"

Wahlwerbung der Bayernpartei - ausdrücklich für Nicht-Bayern. (Foto: Foto: Getty Images)

In Berlin darf das durchaus als Suggestivfrage gelten. Praktischerweise hält das Plakat auch gleich noch eine Lösungsmöglichkeit bereit: "Dann wählt die Bayernpartei - Für ein Deutschland ohne Bayern."

Ja, erklären sie in der Münchner Zentrale der Separatistenpartei, auch die Kreuzberger dürfen am Sonntag die Bayernpartei wählen, ebenso wie die Kölner und Krefelder. Die Bayernpartei tritt, anders als die CSU, bundesweit an. Die Europawahl biete also allen potentiellen Südstaat-Verächtern die einmalige Chance, einer Trennung von Bayern und Bundesrepublik Vorschub zu leisten - mit einem Kreuz bei Bayerns Separatisten.

Auf einer Internetseite gibt die Partei allen noch nicht ganz sattelfesten Bayerngegnern ein paar Argumente an die Hand: Die Bayern hielten sich im Voralpenland eine Arroganzarena samt dazugehörigem Klub. Auch die Sprache der Eingeborenen sei für jeden Kultivierten eine Zumutung. Und hätte es nicht barmherzige Norddeutsche gegeben, die dem Freistaat einst großherzig unter die Arme griffen, das Bergvolk wäre niemals über eine florierende Schnupftabakindustrie hinausgekommen.

Bleibt die Frage, wie es der Humorbrigade von der Bayernpartei gelingen kann, ganze Straßenzüge Berlins mit separatistischen Späßen zu versorgen. "Wir haben auch dort ein aktives Parteimitglied", erklärt ein Sprecher.

Und im Rest Deutschlands gewährten die Kollegen Separatisten aus den Nordstaaten nützliche Amtshilfe. Zum Beispiel helfen die Aktivisten vom Südschleswigschen Wählerverband aus - und auch die Leute von der Minderheitspartei "Die Friesen". Über genügend zahlende Mitglieder verfüge die Partei ohnehin, auch außerhalb der bayrischen Grenze. Dort leben momentan 50 Mitglieder - ein Schwerpunkt der Parteiarbeit soll sich in Hannover finden.

© SZ vom 04.06.2009/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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