Selbstmordattentäter:Anweisungen aus dem Nahen Osten

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Der Ansbacher Selbstmord-Attentäter hat bis kurz vor seinem Bombenanschlag Anweisungen aus dem Nahen Osten erhalten. Der bislang unbekannte Hintermann habe dem 27-jährigen Syrer konkrete Aufträge gegeben, was er tun und wie er sich verhalten solle, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Donnerstag bei der Kabinettsklausur in Gmund am Tegernsee. Wo sich der Chat-Partner aufhielt, mit dem der Attentäter in Kontakt stand, blieb unklar. "Der Gesprächspartner wusste genau, worum es geht", sagte Herrmann mit Blick auf den unbekannten Chat-Partner des Ansbacher Attentäters. Er habe auch Kenntnis davon gehabt, dass der 27-Jährige Sprengstoff dabei hatte. Als dieser von Sicherheitsleuten in der Nähe des mutmaßlichen Anschlagziels berichtet habe, habe der Unbekannte sinngemäß gesagt, der Syrer solle sich ein Schlupfloch suchen oder "halt einfach durchbrechen".

Am Sonntagabend hatte der Syrer vor einem Konzertgelände in Ansbach eine Bombe gezündet. Er starb, 15 Menschen wurden verletzt. Der Mann war wegen Suizidversuchen in Behandlung. Seine Traumatherapie wurde im Januar 2016 jedoch beendet und habe erst vor wenigen Wochen wieder fortgesetzt können, sagte Sozialministerin Emilia Müller (CSU). Wie bei dem Attentat in Würzburg am 18. Juli wird ein islamistischer Hintergrund für möglich gehalten. Dort hatte ein 17-jähriger Flüchtling - vermutlich aus Afghanistan - Menschen mit Axt und Messer angegriffen.

Die Anschläge von Würzburg und Ansbach bereiteten der Polizei derzeit die größten Sorgen, sagte Landespolizeipräsident Wilhelm Schmidbauer - größere offenbar als der Amoklauf in München mit zehn Toten. Denn auch in Würzburg wurde der Täter wohl aus der Ferne gelenkt. Die Aufklärung ist für die Ermittler noch schwieriger als beim Anschlag in Ansbach. Nach SZ-Informationen erhielt der 17-Jährige seine Anweisungen verschlüsselt. Bislang ist es den Spezialisten der Sicherheitsbehörden nicht gelungen, die Nachrichten zu dechiffrieren. Es gebe Hinweise auf Handyverbindungen in mindestens ein Land aus dem Nahen Osten, heißt es aus Polizeikreisen. Ob sich die Kontaktperson - oder mehrere - tatsächlich dort aufgehalten haben, sei noch unklar. Sicher sei, dass sie sich zum Zeitpunkt des Angriffs nicht in Deutschland befunden habe.

© SZ vom 29.07.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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