Prominente gratulieren dem Papst:Erst ging es um Fußball, dann lächelte er milde

Lesezeit: 3 min

Warum es für Edmund Stoiber etwas wichtigeres als den Besuch beim Papst gibt und der Geistliche mehr von Fußball versteht als Kaiser Franz: Prominente Katholiken erzählen in einem neuen Buch zum 85. Geburtstag von Benedikt XVI. Anekdoten. Sogar ein Protestant hat sich eingeschlichen.

Frank Müller

Er gilt als strenger Analytiker, auch als Taktiker und Mann der kontrollierten Offensive. Doch als Papst Benedikt XVI. im Oktober 2005 erstmals Franz Beckenbauer traf, war das deutsche Fußballidol überrascht durch unerwartete päpstliche Defensive. Sportlich gesehen, versteht sich. Es war die Zeit vor der WM in Deutschland, als sich um die Nationalelf Sorgen rankten. Doch der Papst, der von sich aus das Gespräch über Fußball begonnen hatte, meinte, momentan sei die Lage doch "sehr gut" im DFB-Team. "Das", so Beckenbauer trocken, "sah ich damals nicht ganz so".

Zwei Kapitäne, die sich beim Fußball nicht ganz einig wurden. Papst Benedikt XVI. hatte von der Nationalelf eine höhere Meinung als Franz Beckenbauer. (Foto: dpa)

Doch konziliant, wie Beckenbauer auch nicht immer ist, gab er Papst Benedikt ein bisschen recht. Die damalige Klinsmann-Truppe "sei zumindest auf dem Weg, eine gute Mannschaft zu werden", gestand der frühere Kapitän und Teamchef zu. Beckenbauer: "Darauf lächelte er milde."

Anekdoten wie diese finden sich zuhauf in einem neuen Buch, das Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein rechtzeitig zum 85. Geburtstag des Kirchenoberhaupts zusammengestellt hat. "Prominente über den Papst" lautet der Untertitel, das ist auch das Programm. Beckenbauer, Finanzminister Wolfgang Schäuble, und viele andere, darunter zahlreiche Bayern wie Unternehmer Claus Hipp, Sozialministerin Christine Haderthauer, schreiben in kurzen Episoden über Begegnungen und Gedanken, die sie verbinden mit dem früheren Münchner Erzbischof, dem langjährigen Kardinal Joseph Ratzinger. Oder auch darüber, dass sie ihn nicht kennen, so wie die Skifahrerin Maria Höfl-Riesch: "Wenn ich mir hier etwas wünschen dürfte, dann: ihn einmal persönlich zu treffen."

Auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx ist unter den Autoren. Er begann am Sonntag die Feierlichkeiten mit einem Gottesdienst in Benedikts Heimatort Marktl am Inn. Zensur oder Lobhudeleien seien kein Thema gewesen, schreibt Gänswein im Vorwort, im Gegenteil. Ihm liege daran, "ausdrücklich zu betonen, dass dieses Werk keine 'von oben' in Auftrag gegebene Gefälligkeitsarbeit ist".

Mehr noch: Sogar Protestanten dürfen schreiben: Der CSU-Politiker Peter Gauweiler lässt dem Papst die für ein Mitglied der evangelischen Kirche wohl größtmögliche Ehre zuteil werden: Er nennt ihn, nach Martin Luther, "einen zweiten Reformator aus Deutschland".

Der Papst hat es schon

Größere Kirchenkritik findet in dem Buch also weder von innen noch von außen statt. Eher schon handelt es sich bei dem Buch um eine leicht lesbare Festschrift, in die auch viele Bilder aus Ratzingers Papst-Zeit eingestreut sind. Und nebenbei schreibt mancher auch einiges über sich selbst, mit durchaus tagesaktuellem Bezug: "Die Leistung", beklagt Christine Haderthauer, "die Elternarbeit und gelebte Familienverantwortung für die Gesellschaft bringt, wird konsequent übersehen". Deswegen brauche es das umstrittene Betreuungsgeld, schreibt sie in ihrem Beitrag, in dem der Papst am Rande übrigens auch noch aufscheint.

Auch Haderthauer ist dabei in der großzügig dimensionierten bayerischen Delegation, die sich an diesem Montag aus München nach Rom aufmacht, um dem Papst die Glückwünsche aus der Heimat zu überbringen. Womöglich haben manche der 160 Bayern unter Führung von Ministerpräsident Horst Seehofer das Buch als Reiselektüre dabei.

Davon allerdings, es dem Papst zu schenken, ist abzuraten. Aus einfachem Grund: Er hat es schon. Denn Seehofers Vorvorgänger Edmund Stoiber, der selbst mitgeschrieben hat, war wieder einmal früher dran und brachte es Benedikt bei einem Osterbesuch mit. So hat der Papst womöglich schon gelesen, dass Stoiber ihn schon in jungen Jahren als Theologieprofessor schätzte, wegen dessen "Tiefgang und außergewöhnlicher intellektueller Schärfe".

Stoiber verrät auch, dass er selbst sehr viel später dabei mithalf, eine aus Münchner Sicht nicht hinnehmbare Terminkollision zu vermeiden. Ursprünglich habe der Bayern-Besuch des Papstes von 2006 während des Oktoberfests stattfinden sollen, und dabei habe sich in Rom auch niemand etwas gedacht. "Daraufhin", so der damalige Ministerpräsident Stoiber, "habe ich gebeten, dem Papst diesen Sachverhalt unbedingt persönlich vorzulegen mit dem Hinweis, als früherer Erzbischof von München und Freising könne er das richtig einschätzen". Stoiber: "Und so war es dann auch." Manche Dinge müssen eben auf höchster Ebene geregelt werden.

Benedikt XVI. - Prominente über den Papst, Media-Maria-Verlag, herausgegeben von Georg Gänswein, 192 Seiten, 19,95 Euro.

© SZ vom 16.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: