Premieren und Unfälle:Das war

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Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bei der Premiere der Bayreuther Festspiele 2015. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Es gibt Themen, die sich journalistisch nur mäßig einfangen lassen. Es ist Sommer, Freibadsaison und Bierfestzeit. Und dann springen zwei junge Männer wohl nach dem Besuch eines Bierfestes nachts in ein leeres Becken eines Freibads, vom Sprungturm aus. Der Turm wird gerade saniert und war abgesperrt, das Becken nicht mit Wasser gefüllt. Am Beckenrand findet man am Morgen danach Teile ihrer Kleidung, in den Becken des Freibads in Kulmbach zwei leblose Körper. Es gibt Wörter, mit denen Journalisten sparsam umgehen sollten, was sie oft genug nicht tun. Diese Woche aber begann in Bayern tatsächlich: einfach nur tragisch. Journalistisch gibt es nur eine Möglichkeit, damit einigermaßen angemessen umzugehen: Zurückhaltung.

Ein ähnliches Problem, wenige Kilometer entfernt von Kulmbach. Horst Seehofer wohnt der Premiere der Bayreuther Festspiele bei. Dieser erste Tag am Hügel ist, im Gegensatz zu den folgenden Tagen, auch eine klassische Sommerveranstaltung: immer ein bisschen aufgeblasen, oft genug skurril, zu großen Teilen einfach nur nervig. Menschen, von denen man weiß, dass sie Wagner eigentlich nicht mögen, beziehungsweise nur aus dem Tiefkühlregal, lassen sich vor dem Festspielhaus ablichten. Muss man nicht haben. Und kann man eigentlich nur mit Ironie irgendwie in Worte fassen. Und dann passieren an diesem Abend zwei Dinge: Angela Merkel gleitet auf den Boden des Festspielrestaurants, im Online-Boulevard wird ein "Kollaps" der Kanzlerin daraus. Augenzeugen berichten dagegen schlicht von einem klapprigen Stuhl. Da passt der ironische Ton noch irgendwie, zumindest was den Stuhl betrifft.

Beim zweiten Vorfall passt im Grunde gar kein journalistischer Ton so richtig: Der Saal in Bayreuth ist stickig, Seehofer begibt sich in die Obhut von Ärzten. Er bleibt eine Nacht unter Aufsicht, danach kann er die Klinik wieder verlassen. Das ist vor allem eine Sache von Horst Seehofer. Medien stürzen sich trotzdem großflächig und mit Lust darauf.

Schwierig auch der Fall Beate Merk. Sie soll angeblich in ihrer Zeit als Justizministerin auf ein laufendes Verfahren Einfluss genommen haben. Am Telefon. Die Vorwürfe aber bleiben diffus, die Ministerin und die Justiz dementieren vehement.

Als sich 300 Menschen an einem Asylbewerberheim im fränkischen Mainstockheim versammeln, um ihren Unmut kundzutun, klingt das zunächst nach Ausländerfeindlichkeit. Bei genauer Betrachtung ist das so kaum zu halten: Mehrere Bewohner des Heims hatten sich zuvor massiv daneben benommen. Keine leichte Woche, rein journalistisch.

© SZ vom 01.08.2015 / prz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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