Politikum:Lord Söder schlägt zurück

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Es gibt keinen Politiker in Bayern, der sich so breitbeinig hinstellt wie Markus Söder. Es gibt aber auch kaum einen, der so breit aufgestellt ist wie er, auch privat

Von Wolfgang Wittl

Es gibt keinen Politiker in Bayern, der sich so breitbeinig hinstellt wie Markus Söder. Es gibt aber auch kaum einen, der so breit aufgestellt ist wie er, auch privat. Der Finanzminister ist nicht nur bekennender Fan des 1. FC Nürnberg, sondern auch der christlichen Botschaft und der Filmreihe "Star Wars". Als Söder den Oberpfälzer CSU-Parteitag beehrte, bekam er von seinem Staatssekretär Albert Füracker den Kino-Bösewicht Darth Vader als Tischuhr überreicht, garniert mit dem legendären Filmzitat: "Möge die Macht mit dir sein." Und als er zuletzt eine Ausstellung zu "Star Wars" besuchte, soll Söder sogar den "Imperial March" gesummt haben, wie Zeugen vernommen haben wollen. Es ist das musikalische Thema, das Lord Vader auf Schritt und Tritt begleitet.

Man darf also davon ausgehen, dass Söder nicht nur um die Macht weiß, die einen umgibt, sondern auch, wie man sie erlangt und ausübt. Einen Eindruck davon vermittelte die jüngste Sitzung der CSU-Landtagsfraktion, die der Finanzminister zu großen Teilen hinter sich weiß. Den Titel, mit dem die Sitzung am besten umschrieben ist, findet man wahlweise in der "Star Wars"-Reihe: "Das Imperium schlägt zurück" oder der "Angriff der Klonkrieger". Wie ein paar Mini-Söders attackierten Fraktionsjünglinge den abwesenden CSU-Chef Horst Seehofer, weil der mit einer verfrühten Personaldebatte nur Unruhe stifte. Seehofer sieht einen neuen CSU-Vorsitzenden in Berlin, Söder eher nicht.

Womöglich rührt der Ärger von gewissen Abgeordneten auch daher, dass Seehofer ihnen eröffnet hat, ganz ohne ihn werde es wohl auch über 2018 hinaus nicht gehen. Der Letzte, der länger Chef sein wollte, als die Fraktion das wollte, hieß Edmund Stoiber. Die Geschichte nahm bekanntlich für alle Beteiligten kein gutes Ende. Stoiber wurde gestürzt, die CSU stürzte mit. Das Trauma wirkt bis heute fort, auch deshalb kann sich Seehofer auf dieses Disziplinierungsinstrument verlassen. Doch Söders Klonkrieger lassen nun erkennen, dass die Erinnerung an Stoibers Fall langsam verblasst. Söders Sturmtruppen stehen und haben sich in Stellung gebracht. Wer darin aber bereits den finalen Kampf um die Macht sieht, muss sich gedulden: Der hat noch gar nicht begonnen.

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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