Politikum:Ab ins Feldbett!

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Die bayerischen Hoteliers und Gastwirte fühlen sich im Vergleich mit den Flüchtlingen schlecht behandelt. Da muss ganz schnell ein Brandbrief raus

Von Matthias Köpf

Womöglich wollen die Mitglieder des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes ja in Gruppen zu je 50 Gastronomen mit Bussen über die Grenze gefahren werden, um in einer leeren Möbelhalle in Freilassing auf ansteckende Krankheiten untersucht, dann in Erding erfasst, wieder nach Freilassing gefahren und von dort in Zügen über das Bundesgebiet verteilt zu werden. Je nachdem könnten die Betten der Hoteliers dann vielleicht auch in einer Turnhalle stehen oder in einem Container. Wie viele Sterne sie diesen Unterkünften geben wollen, dürfen sie sogar selbst entscheiden, denn für diese Klassifizierung ist der Hotel- und Gaststättenverband ja auch zuständig. Fünf Sterne superior werden es nicht werden.

Aber vielleicht war es ja auch nicht genau so gemeint, was der Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, Ulrich Brandl, gerade an alle bayerischen Landtags- und Bundestagsabgeordneten sowie ans ganze Bundeskabinett geschrieben hat. Sein Anliegen sei nämlich nicht leicht zu formulieren, hebt Brandl in der politischen Postwurfsendung an. Denn: "Es geht um die unterschiedliche Behandlung von Flüchtlingen und Unternehmen." Und dass Flüchtlinge und Unternehmen nicht gleich behandelt werden, das verstößt gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz und kann folglich nicht angehen.

Damit meint Brandl aber wohl auch nicht, dass Feldbetten in Turnhallen nur noch mit einem reduzierten Steuersatz von sieben statt 19 Prozent belegt werden sollten, wie es die schwarz-gelbe Bundesregierung 2010 den Hoteliers zugebilligt hat. Und er meint sicher ebenso wenig, dass Flüchtlinge einen Mindestlohn von 8,50 Euro erhalten sollen für jede Stunde, die sie auf Bearbeitung ihrer Asylanträge warten müssen. Ganz im Gegenteil: Brandl findet, den Flüchtlingen werde unbürokratisch das Leben gerettet, während man Wirte und Hoteliers mit immer neuen Regelungen traktiere und um ihre Existenz bringe. Also keine Gleichbehandlung. Dabei müssen doch auch in Turnhallen die Gäste zum Rauchen vor die Tür. Jedenfalls, und da wird Brandl ganz deutlich, fordere er "Gerechtigkeit und mehr Augenmaß auf beiden Seiten". Augenmaß auch auf seiner Seite kann da sicher nicht schaden.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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