Oberbayern:Bewusstes Miteinander

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Iris Sedran von den Violetten will Harmonie in die Politik bringen. Spiritualität ist ihr wichtig.

Nicole Werner

Ein Lied zur Begrüßung auf einer Parteiversammlung zu singen, das hat Iris Sedran zunächst ein wenig befremdlich gefunden. "Aber es war ein schönes Lied", sagt die Vaterstettenerin. Den weiteren Ablauf der Versammlung der Violetten fand sie jedenfalls sehr ansprechend. Zwei Minuten Stille, in sich gehen, eine kurze Phase der Meditation, um sich zu sammeln und konzentriert ans Werk zu gehen - das stieß bei der Yogalehrerin auf großen Zuspruch.

Schon immer habe sie sich in Ehrenämtern, in Elternbeiräten und als Wahlhelferin engagiert. Als irgendwann der Punkt kam, an dem sie nicht mehr wusste, wen sie wählen sollte, habe sie nach einer Alternative gesucht, erzählt Sedran.

Im Programm der Violetten erkannte sie viele Ansätze, die sie selbst im Coaching im Rahmen des ganzheitlichen Gesundheitsmanagements lehrt: "Die Veränderung fängt bei sich selbst an." Statt Gerangel um Listenplätze oder Machtgewinn gehe es den Violetten um das Miteinander. "Es war wohltuend zu sehen, dass die Leute beachtet werden und ihre Meinung äußern können."

Die Violetten sehen sich als Sprachrohr für die Menschen, die ihre "ganzheitliche Weltanschauung auch in der Politik vertreten sehen möchten", wie es im aktuellen Programm heißt. Sedran erklärt, dass ganzheitlich die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele bezeichnet.

Der Körper stehe für den Menschen aber auch die Gebäude, die es gelte zu pflegen. Der Geist beschreibe die Aufforderung an alle, nicht nur an die Politiker, sich aktiv einzubringen. Mensch und Natur ergäben schließlich die Seele. Wobei die Natur stets ein Spiegel menschlichen Handelns sei. Die Umweltzerstörung ist nach Meinung von Sedran ein Zeichen dafür, dass viele Menschen im Ungleichgewicht leben. "Wir müssen uns bewusst werden, dass wir nur diesen einen Planeten und Körper haben."

Welche konkreten Ziele verfolgt die "spirituelle Politik" demnach für lokale und Landtagspolitische Themen? "Die Bildungspolitik ist nicht ausgereift", formuliert Sedran gewandt. Die Investition in die Bildung sei eine Investition in die Zukunft. Vor allem müsse jedes Kind die Möglichkeit haben, individuell gefördert zu werden. "Kinder können nicht nach Schema F erzogen werden."

Als dreifache Mutter kennt sie die unterschiedlichen Bedürfnisse und Anforderungen, die Kinder an Lehrer und Eltern stellen. Wenn 70 Prozent aller Grundschullehrer in den Vorruhestand gingen, so laufe etwas grundlegend falsch. "Der Lehrerberuf soll doch Spaß machen."

Mehr Mitbestimmung für den Einzelnen fordern die Violetten. Für Sedran steckt darin der Aufruf, sich selbst einzubringen. Natürlich müsse nicht jede Neuerung per Volksentscheidung bestimmt werden, aber auch Amtsträger seien angehalten, den Dialog mit den Bürgern zu suchen. Wie in Vaterstetten geschehen, als Befragungen zum Geothermieprojekt oder zu Hort- und Kindergartenplätzen stattfanden.

Sedrans wichtigster Punkt auf der Agenda ist die Gesundheitspolitik, zumal sie selbst in diesem Metier praktiziert. Die Aufforderung zum eigenverantwortlichen Handeln ist ein zentraler Gedanke der Violetten. Im gegenwärtigen Konzept der Krankenkassen sieht sie diesen jedoch nicht gewährleistet.

Sie bemängelt die fehlende Transparenz. Damit gebe es keine Kostenkontrolle. Außerdem sei die Entscheidungsfreiheit, von welchem Arzt man sich behandeln lassen wolle, nicht gegeben. Alternative Behandlungsmethoden durch Alleo- , Homöopathen oder Heilpraktiker seien von Pflichtversicherungen nicht gedeckt.

Der Vaterstettenerin ist bewusst, dass ihre Partei, die das erste Mal für den Landtag kandidiert, noch keine große Wahrnehmung erfährt. Nichtsdestotrotz nimmt sie ihre Kandidatur ernst: "Ich habe mir kein neues Hobby gesucht. Ich hoffe, die Ideen der werteorientierten Politik finden Gefallen." Die Violetten plädieren für ein bewusstes Miteinanderleben zum Wohle aller. Es sei daher nicht wichtig, sagt Sedran, wer diese Gedanken in die Politik trage. "Wir können mit fast allen Parteien Politik machen, ganz egal unter welcher Farbe."

© SZ vom 18.09.2008/ssc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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