Neuburg a. d. Donau:Stille Klausur

Freie Wähler im Funkloch

Man versucht es über das Festnetz an der Hotelrezeption, vergebens. Man schreibt eine Nachricht übers Internet. Keine Antwort. Dann eben doch das Handy, man kann es ja mal probieren und tatsächlich: Der Pressesprecher der Freien Wähler meldet sich glatt am anderen Ende. "Sie haben Glück", sagt er. Gerade seien sie bei Audi zu Besuch, da gebe es guten Empfang.

Bald aber, da gehen die Landtagsabgeordneten der FW in ihr Hotel zurück und dann ist wieder Stille. In Bergen bei Neuburg an der Donau gibt es keinen Handyempfang. Die Einheimischen haben sich damit arrangiert, FW-Chef Hubert Aiwanger und seine Landtagsfraktion wussten davon offensichtlich nichts, als sie ihre Winterklausur dort planten. Auf der einen Seite ungünstig. Schließlich wollen sie all das, was sie besprechen über die Zukunft der Mobilität und den Hochwasserschutz auch gerne in der Zeitung lesen. Da ist ein schneller Draht zu Journalisten nicht hinderlich. Auf der anderen Seite aber auch wieder passend. Bei einer Klausur geht es ja auch darum, in sich zu gehen.

Damit doch ein kleines Türchen zur Außenwelt offenbleibt, greifen die FW auf den fast in Vergessenheit geratenen Festnetzanschluss zurück. Ein Telefon steht direkt in ihrem Konferenzraum. Ab und zu begeben sie sich aber auch auf Wanderschaft, nach 400 Meter vom Hotel endet die Handybannmeile. Doch selbst dort kann es mit der Kommunikation schwierig werden. Ihren Pressesprecher versteht man kaum. Das Rauschen aber rührt nicht vom fehlenden Handynetz, sondern von Tieffliegern, die über den Himmel sausen.

© SZ vom 11.01.2018 / nell - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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