Banküberfall:Soko "Durchblick" überführt Serientäter

Lesezeit: 2 min

Am Montag sprengte sich ein 49-Jähriger nach einem Banküberfall bei Augsburg in die Luft und verletzte sich schwer. Nun ist bekannt: Er hat bereits mindestens 20 Überfälle verübt.

M. Maier-Albang

Der Bankräuber, der am vergangenen Montag in der Nähe von Augsburg sein Auto in die Luft gesprengt und sich dabei selbst schwer verletzt hatte, um der Verhaftung zu entgehen, ist offenbar ein Serienräuber. Die Polizei geht davon aus, dass der 49-Jährige mindestens 20 bewaffnete Überfälle verübt hat - vor allem in München.

Er wählte aber auch gezielt Geschäfte im Münchner Umland und in ganz Oberbayern aus, um sie auszurauben. Hauptsächlich brach der arbeits- und wohnsitzlose EDV-Spezialist, der bis 2008 in München seinen Wohnsitz hatte, in Optikergeschäfte ein. In Milbertshofen etwa hatte er im Juli vergangenen Jahres einen kleinen Optikerladen überfallen und mehrere hundert Euro erbeutet. Bei seinen Überfällen hatte er in der Regel eine Waffe dabei - meist eine Pistole. Er bedrohte und fesselte seine Opfer.

Die Festnahme des Mannes am Montag verlieft spektakulär. Der 49-Jährige hatte im schwäbischen Unterknöringen eine Bank überfallen, einen Angestellten mit einer täuschend echt aussehenden Soft-Air-Pistole bedroht und gefesselt. Anschließend war er mit einem Motorroller auf Nebenstrecken Richtung Augsburg geflüchtet.

Die Polizei fuhr ihm mit einigen Streifenwagen entgegen; bei Gessertshausen, südwestlich von Augsburg, fiel den Beamten ein grüner VW-Bus auf, dessen Kennzeichen nicht gemeldet war. Sie stoppten den Bus, umringten das Fahrzeug mit sechs Mann und konnten noch sehen, wie der Fahrer mit einem Feuerzeug hantierte. Dann explodierte der Wagen.

Die Beamten erlitten durch die Stichflamme nur leichte Brandwunden; sie stehen allerdings nach Angaben des Augsburger Ermittlungsleiters Reinhard Wenderlein nach wie vor unter Schock. Der 49-Jährige schwebte zunächst in Lebensgefahr, inzwischen ist sein Zustand nach Polizeiangaben nicht mehr kritisch. Er liegt aber nach wie vor im künstlichen Koma und konnte bisher noch nicht vernommen werden. Mit Sicherheit kann die Polizei ihm aber schon jetzt einen dritten Raubüberfall nachweisen: Im Juli war in Friedberg ein Optikergeschäft ausgeraubt worden. Ein Handy, das der Täter erbeutet hatte, fanden die Beamten nun im VW-Bus. Die Polizei ist sich sicher, dass ihr der Mann in die Fänge geraten ist, nach denen eine beim Münchner Präsidium angesiedelte Ermittlungsgruppe "Durchblick" (so benannt wegen der Einbrüche bei den Optikern) bereits seit zweieinhalb Jahren fahndet.

Der Täter hat bei zahlreichen Einbrüchen offenbar auch genetisches Material hinterlassen; die Spuren werden derzeit noch von Experten ausgewertet. Vor allem die Vorgehensweise der Täter spricht nach Ansicht des Münchner Ermittlungsleiters Werner Lauterbach dafür, dass es sich "um unseren Mann handelt". Der 49-Jährige war zuletzt wohnunglos, lebte mit Hund in seinem Wohnwagen und zog damit umher. In den Wohnwagen hatte er nach dem Überfall auch das Motorrad geladen, auf dem er nach dem Überfall geflüchtet war.

Wie die Polizei rekonstruiert hat, hatte der Mann, um seiner Festnahme zu entgehen, eine Fünf-Kilo-Propangasflasche, die hinter dem Fahrersitz stand, aufgedreht und mit dem Feuerzeug entzündet. Der Hund, der durch die Explosion Verbrennungen an der Schnauze erlitt und wegen der Explosion Probleme mit den Ohren hat, kam ins Tierheim.

© SZ vom 20.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: