Mitten in Bayern:Heimatgefühl schwarz auf weiß

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Was einst die Landkreisreform zunichte machte, macht der Kreistag nun wieder gut. Im Berchtesgadener Land gibt es zur Freude vieler wieder die alten Auto-Kennzeichen

Von Matthias Köpf

Max Mustermann lebt eigentlich überall, aber wenn er im Landkreis Berchtesgadener Land leben würde und ihm dort zum Beispiel irgendein Martin Meier zuvorgekommen wäre, dann wäre es für Max Mustermann nie was geworden mit seinem Wunschkennzeichen BGL-MM-1. Dann hätte er eben mit dem Ofenrohr ins Gebirge geschaut, was speziell von Berchtesgaden aus in alle Richtungen gut möglich ist. Doch nach dem jüngsten Beschluss des Kreistags in Bad Reichenhall kann Mustermann im Oktober das Ofenrohr beiseitelegen. Bei der Nummernschild-Liberalisierung im Jahr 2011 hatte noch die Angst vor Altlandkreis-Separatismus überwogen, doch nun gibt der Kreistag Mustermann auch im Berchtesgadener Land eine zweite, eine dritte und sogar eine vierte Chance. Ist er wirklich Berchtesgadener, wird er sich in der Kfz-Zulassungsstelle trotz des Separatismus-Zuschlags von 12,80 Euro für BGD-MM-1 am Auto entscheiden; als Reichenhaller nimmt er REI-MM-1 und als Laufener LF-MM-1. Sofern die jeweiligen Meiers nicht wieder schneller sind.

Sind seine Initialen mit den möglichst kleinen Zahlen, mit dem eigenen Jahrgang oder mit den auch immer sehr gefragten Schnapszahlen dann doch schon weg, gäbe es immer noch die ebenfalls beliebte Möglichkeit, sich am Autokennzeichen ein sinnvolles Wort zusammenzubasteln. Wobei der Fortschritt für die Berchtesgadener und die Laufener da auch wieder eher gering ist, denn die einen schrammen mit ihrem BGD weiterhin genauso knapp am Bürgerlichen Gesetzbuch und am Bundesgrenzschutz vorbei wie bisher mit BGL, während es die anderen an ihren Fahrzeugen wieder nicht ganz zur lfd. Nr. bringen. Und wenn der Duden mit LF am Anfang sonst nur noch LFA für Länderfinanzausgleich vorschlägt, dann kann man auf diesem LFA als Bayer vielleicht herumreiten, aber auf keinen Fall damit herumfahren.

Da sind die Reichenhaller, die damals bei der Landkreisreform 1972 schon das Landratsamt bekommen haben, wieder mal besser dran, denn REI- bietet eben reizvollere Möglichkeiten. -TIMWINKL gehört allerdings leider nicht dazu, denn das ist erstens viel zu lang. Und zweitens liegt es schon immer im Landkreis Traunstein.

© SZ vom 04.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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