Mitten in Würzburg:Der Traum vom Aufzug

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Der Weg hinauf zur Festung Marienberg ist so mühsam. Okay, es gibt einen Bus, aber ginge das nicht auch schicker?

Von Katja Auer

Der Drucker Franz Scheiner war ein recht erfolgreicher Unternehmer, er hat es sogar zum Königlich Bayerischen Hoflieferanten gebracht. Und das als Würzburger. Der Mann, dessen Druckerei heute in sechster Generation immer noch von den Scheiners geführt wird, verlegte als erster im großen Stil lithografische Ansichtskarten, eine besondere am 11. Dezember 1913. Zu diesem symbolischen Datum (11.12.13) brachte er eine satirische Postkarte heraus, auf der Würzburgs möglicher Zusammenschluss mit Heidingsfeld thematisiert wird wie auch eine Drahtseilbahn zur Wallfahrtskirche Käppele, die es in 100 Jahren geben könnte.

So abwegig sind die Prophezeiungen des Franz Scheiner nicht gewesen, schon 15 Jahre später wurde die Eingemeindung Heidingsfelds nach Würzburg beschlossen. Eine Drahtseilbahn zum Käppele gibt es dagegen 100 Jahre später immer noch nicht, schließlich gehört das Treppensteigen - für besonders Bußwillige mit einer Erbse im Schuh - zur Wallfahrt zur Schmerzensmutter dazu.

Auf den Nachbarhügel dagegen, zur Festung Marienberg hinauf, steigen die wenigsten Besucher gerne zu Fuß. Es gibt einen Bus, aber schicker wäre halt ein Aufzug. Ein gläserner vielleicht, mit Ausblick auf den Main und die Stadt, während die Besucher sanft zur Festung hinaufschweben. So was gibt's, in Graz führt die Schlossbergbahn auf den Hausberg, im slowenischen Ljubljana ist es ein etwas bescheidenerer Schrägaufzug. In Landshut gibt es keine derartige Beförderungsoption, da stoppte ein Bürgerentscheid 2012 alle Aufzugsträume.

So weit waren sie in Würzburg auch fast, allerdings schon 1988. Damals war die Standseilbahn fest fertig geplant, der Protest hatte sich formiert - bis das Projekt aus anderen Gründen platzte. Vor ein paar Jahren wurde die Diskussion dann noch mal emotional geführt, aber geworden ist bislang nichts daraus. Jetzt soll sich die Staatsregierung drum kümmern, befand kürzlich der Stadtrat. Die baut schließlich das Museum auf der Festung gerade zum Landesmuseum aus. Finanzminister Markus Söder allerdings ziert sich noch in Sachen Aufzug. Hernach würden bestimmt ein paar neue Postkarten gedruckt. Nein, nicht mit dem Söder drauf. Mit dem Aufzug.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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