Mitten in Regensburg:Poet oder Politiker?

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Seit Christian Hanika seine Hymne auf Youtube präsentiert hat, gibt es für die Regensburger kein anderes Thema mehr und im Netz wütet ein Shitstorm

Von Andreas Glas

Seit der Poet Christian Hanika seine Regensburg-Hymne auf Youtube präsentiert hat, gibt es für die Regensburger kein anderes Thema mehr. Im Netz wütet ein Shitstorm und die Leute lästern darüber, dass sich die Hymne genremäßig zwischen dem Musikantenstadl und dem Frühlingsfest der Volksmusik bewegt. Dem Hanika gehe es gar nicht um gute Musik, sagen die Kritiker, dem Hanika gehe es nur darum, öffentliche Aufmerksamkeit zu kriegen, um sich als Politiker bekannt zu machen. Im Nebenberuf ist Poet Hanika nämlich Zweiter Bürgermeister in Bad Abbach und niederbayerischer Vize-Bezirkschef der Freien Wähler.

Nach der Hymnen-Kritik hat Hanika also überlegt, wie er den Leuten am besten beweisen kann, dass es ihm absolut niemals darum ging, in die Öffentlichkeit zu drängen. Er hat dann eine ziemlich schlüssige Entscheidung getroffen und direkt ein zweites Youtube-Video aufgenommen und für die breite Öffentlichkeit hochgeladen. Darin äußert sich Hanika "zu meinem Geltungsdrang" und versichert fast neun Minuten lang glaubhaft, dass es diesen Drang überhaupt nicht gibt und dass er praktisch alles dafür getan hat, zu verhindern, dass irgendjemand auch nur irgendetwas von der Regensburg-Hymne mitkriegt. Der medienscheue Hanika und seine Duett-Partnerin haben das Lied lediglich "auf Youtube hochgeladen und haben der Presse Bescheid gegeben und, ja, haben es auf Facebook gepostet". Eigentlich kaum zu glauben, dass die Hymne trotzdem einen Weg an die Öffentlichkeit gefunden hat.

Für den Wirbel, den sein Lied losgetreten hat, könne er also "überhaupt nichts", sagt Hanika. Und über den Shitstorm der Kritiker sagt er dann noch (ja, echt, das sagt er wirklich): "Armes Deutschland! Freuen wir uns doch lieber, dass wir gesund sind." Recht hat er, der Hanika, findet auch ein Regensburger Kneipenwirt, freut sich über seinen gesunden Humor und lädt aus seiner Freude heraus die lokale Musikszene am 14. Dezember in seine Kneipe "Heimat", um auf einer Livebühne alternative Vorschläge für eine Stadthymne zu präsentieren. Denn Hanikas Lied, heißt es in der Einladung des Kneipenwirts, "kann man so nicht stehen lassen".

© SZ vom 07.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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