Mitten in Bamberg:Wie in Hollywood oder so ähnlich

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Der Kultursenat hat große Pläne für die Gehsteige in der Stadt. Es sollen zwar keine Sterne darin eingelassen werden, sondern Bronzeplatten. Aber der Name für das Projekt ist sehr mondän

Von Katja Auer

Gerade schweift der Blick der überregionalen Öffentlichkeit wieder weg von Bamberg, schließlich ist das Balkanzentrum eröffnet, aus dem die Staatsregierung die Asylbewerber möglichst schnell wieder heimschicken will. Das läuft dann weitgehend unbeachtet ab. Und ein weiteres großes Flüchtlingslager für noch mal 5000 Menschen, über das und die angemessene Form des Protestes dagegen sich die SPD beinahe zerstritten hätte, soll es doch nicht geben. Juckt also auch keinen mehr. Kann man sich wieder den Themen zuwenden, die in Bamberg sonst so diskutiert werden. Dem Bier zum Beispiel.

Neun Brauereien gibt es in der glücklichen Stadt und es ist wirklich nicht so, dass diese Tatsache den meisten Besuchern entginge. Den Bambergern eh nicht. Trotzdem hat der Kultursenat - jenes Gremium also, das für die Kunst in der Stadt zuständig ist - beschlossen, dass durch das Welterbe demnächst ein walk of beer führen soll. So ähnlich wie in Los Angeles also, wo sich die Stars mit einem Stern auf dem Gehsteig verewigen, sollen in Bamberg vor den Brauereien und anderen Bier-Institutionen Bronzeplatten in das Pflaster eingelassen werden. Die freilich nicht zu verwechseln sein dürfen mit den Stolpersteinen, die es schon zahlreich gibt in der Stadt.

Nun kann man sich fragen, ob es einen solchen Hinweis braucht in einer Stadt, wo die Wirte großen Wert darauf legen, dass kein Bierdiplom mehr erworben wird. Bei diesem ebenso inoffiziellen wie ehrgeizigen Projekt musste in jeder der neun, damals zehn Brauereien ein Seidla, also ein halber Liter Bier, getrunken und das von der Kellnerin per Stempel bestätigt werden. Sehr zum Unbill der Wirte jener Gasthöfe, die am Ende der Strecke lagen. Es werden längst keine Bier-Urkunden mehr ausgestellt.

Aber der walk of beer soll ja gar kein gut ausgeschilderter Saufpfad werden, sondern ein Kulturerlebnis, sagen die Initiatoren. Was wiederum die konfliktreiche Frage aufwirft, warum die Anhänger der fränkischen Trinkkultur ausgerechnet auf einem englischsprachigen Weg wandeln sollen. Das Ganze könnte schließlich auch Bierwegla heißen oder wenigstens Bierkulturweg. Darüber diskutiert man gerade in Bamberg. Vornehmlich bei ein paar Seidla.

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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