Mitten in Bamberg:Alle wollen nur das eine

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Nach dem Abzug der Amerikaner waren plötztlich riesige Flächen frei. Doch der Stadt bleibt für ihre schönen Pläne inzwischen kaum mehr Platz

Von Katja Auer

Es hat sich wirklich gut angehört. Genug Wohnraum für Familien und Studenten, ein Quartier für die Kreativen, neue Flächen für Firmen und dazwischen Bäume, Wiesen, Fahrradwege. Vielleicht sogar ein Konzertsaal. Ein kleiner nur, für Kammermusik zum Beispiel, aber die Bamberger haben schon frech Richtung München gegrinst, als die sich noch nicht einig waren, ob sie überhaupt einen wollten, während man in der oberfränkischen Welterbe-Stadt eben mal ein zweites Konzerthaus plante, als hätte man nicht schon ein ganz exquisites an der Regnitz.

Der Platz war ja da. Die Amerikaner sind abgezogen und räumten ein Zehntel der Stadtfläche. Die Wohnungsknappheit sollte ein Ende haben, die Preise sollten runter vom Großstadt-Niveau. Ein Stadtteil für 5000 Menschen hätte auf dem Gelände entstehen können.

Hätte. Aber erstmal hat der Bund, dem die Konversionsflächen gehören, dem Freistaat 20 Hektar für das Balkanzentrum vermietet, wo jene Asylbewerber untergebracht werden, die schnell heimgeschickt werden sollen. Das ging schon in Ordnung, finden die meisten Bamberger, irgendwo mussten die Leute ja hin und in den Kasernen war Platz. 4500 Menschen sollen dort mal wohnen.

Bleiben ja noch 140 Hektar. Blieben. Denn dann hat die Bundespolizei Ansprüche angemeldet. Wegen der Flüchtlingskrise hat die Bundesregierung mehr Stellen versprochen und der Nachwuchs muss ausgebildet werden. In Bamberg zum Beispiel. Also soll dort das größte Ausbildungszentrum der Bundespolizei entstehen. Fanden die Bamberger ganz gut, die jungen Leute bringen Leben in die Stadt und Geld und irgendwo müssen sie ja hin. Und in den Kasernen ist ja Platz. 3000 Polizisten sollen zu Hochzeiten pro Jahr geschult werden.

Indes, jetzt ist fast nichts mehr übrig. Die Bundespolizei will nicht lange umbauen, sondern jene Gebäude beziehen, die auch die Bamberger gerne bewohnen würden. Die Stadt, die eigentlich das ganze Areal kaufen wollte, bekommt erstmal gar nix. Gut, eine Handvoll Wohnungen hat sie schon und ein paar Garagen sind noch frei. Bauen könnte man vielleicht, nachverdichten. Aber von einem Stadtteil ist jetzt keine Rede mehr. Vom Konzertsaal übrigens auch nicht.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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