Missglückter Orientierungslauf:"Bitte wenden"

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Japaner irrt durch Bayern

Die geografischen Feinheiten des Bayernlandes haben schon so manchen verwirrt, man denke nur an jenen sozialdemokratischen Münchner, der im Landtags-Wahlkampf recht verloren durch die Gegend stolperte. Rhetorisch zumindest, sein Wahlkampf-Team hat ihn dann freilich schon immer dahin gebracht, wo er die Bayern von seiner Eignung als Ministerpräsident überzeugen sollte. Womöglich hatten die Mitarbeiter dafür ein GPS-Gerät zu Verfügung, also eine Art modernen Kompass, der per Satellitensignal den eigenen Standort bestimmt. Das erleichtert die Orientierung ungemein, normalerweise wenigstens, dennoch hat sich jüngst ein Japaner trotz modernster Technik in Niederbayern verirrt.

Bevor nun gleich der Spott losgeht, dass dies ja kein Wunder sei in diesem buckeligen Landstrich mit dem vielen Wald, ist zu sagen, dass sich der Mann auskennen müsste mit unzugänglichen Gegenden. Immerhin ist er Orientierungsläufer und war als solcher auf dem Weg vom oberfränkischen Marktredwitz ins oberpfälzische Neunburg vorm Wald. 661 Kilometer führte der "Goldsteig Ultrarace" durch drei Regierungsbezirke, eine gute Woche hatten die Teilnehmer dafür Zeit.

Der Bauernhof in Rattiszell im Landkreis Straubing-Bogen, auf dem der Japaner schließlich auftauchte, lag allerdings nicht auf der Route. Mehr als 50 Kilometer war der Läufer vom Weg abgekommen - trotz GPS-Gerät. Der Hofbesitzer entdeckte den entkräfteten Mann, der wiederum nicht mal nach dem Weg fragen konnte, weil er weder deutsch noch englisch sprach. Die Polizei schließlich schlussfolgerte aus der Rückennummer 40 und den Papieren des Mannes, dass er ein orientierungsloser Orientierungsläufer sein müsse und vereinbarter mit dem Veranstalter des Laufes eine Übergabe, wie es im Polizeibericht heißt. So erreichte der Japaner doch noch sein Ziel. "Gewertet wurde er natürlich nicht, worüber er nicht sehr begeistert war", hielt die Polizei zusätzlich fest.

42 Teilnehmer waren beim Goldsteig Ultrarace an den Start gegangen, 18 von ihnen erreichten das Ziel. Der Sieger kam nach sechs Tagen in Neunburg vorm Wald an. Einen Heimvorteil hatte er nicht. Er kommt aus Ungarn.

© SZ vom 07.10.2015 / kaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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