Marktl:Langsam gehen

Das seltsames Tempolimit in Papst Benedikts Geburtsort

Noch läuft die Messreihe, aber die Zwischenergebnisse, die Bürgermeister Hubert Gschwendtner soeben dem Gemeinderat von Marktl am Inn unterbreitet hat, sind auf jeden Fall rekordverdächtig: Der gern "elektronischer Zeigefinger" genannte Geschwindigkeitsanzeiger, den die Gemeinde gleich beim Geburtshaus des emeritierten Papstes Benedikt aufgestellt hat, muss demnach immerhin 98 Prozent aller Verkehrsteilnehmer an das dort geltende Tempolimit erinnern. Das Gerät tut dies mit elektronischem Minenspiel und zeigt sich entsprechend schlecht gelaunt, da auf seiner Anzeige eben nur zwei Prozent das grüne Smiley und alle andere herabgezogene Mundwinkel in Rot zu sehen bekommen. Wie der Alt-Neuöttinger Anzeiger berichtet, ließ sich's Bürgermeister Gschwendtner im Gemeinderat deswegen aber nicht verdrießen, denn das Tempolimit am Marktler Marktplatz liegt bei sieben Stundenkilometern. So hat es die staatliche Städtebauförderung vor 20 Jahren bei der Sanierung des Ortskerns verlangt, und wenn Marktl die Zuschüsse nicht noch zurückzahlen will, dann muss es wohl erst einmal dabei bleiben. Und die Gemeinde braucht ja auch nicht gleich ernst zu machen und blitzen lassen - und wenn doch, dann wären jedenfalls nicht nur die meisten Fahrer dran. Denn Schrittgeschwindigkeit ist im beschaulichen Marktl ausweislich der Messergebnisse auch für zahlreiche Fußgänger viel zu gemächlich.

© SZ vom 25.04.2016 / kpf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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