Landwirt Anton Kreitmair:Held der Woche

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Die Bauern sind schon arm dran: Weil ihre Kühe zu viel Milch geben, sinkt der Milchpreis, weshalb sie in noch größeren Ställen noch billigere Milch produzieren, was zur Folge hat, dass der Milchpreis sinkt. "Da stimmt das System nicht mehr", hat jetzt auch Anton Kreitmair, der oberbayerische Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands gemerkt. Zusammen mit 80 Kollegen hat er deshalb in Dachau vor Aldi und Lidl gegen Sonderangebote demonstriert: "Schleuderpreise zerstören die Heimat" lautete der Schlachtruf der Bauern.

Blöd nur, dass ausgerechnet der schneidige Bauernführer dem Münchner Merkur eingestehen musste, dass auch seine Frau beim Aldi einkauft. "Aber wir greifen nicht zu den Billigstpreisen", versuchte sich Kreitmair rauszureden, was an der Peinlichkeit wenig ändert, zumal Aldi ja nicht wirklich für sein Hochpreissegment bekannt ist. Welch ein Glück, dass Demonstrant Kreitmair seine Frau nicht beim Wocheneinkauf getroffen hat. Sonst hätte er mit ihr über kostendeckende Preise diskutieren müssen. Andererseits hätte er bei der Gelegenheit auch gleich das Abendessen ordern können: Schatzi, bring mir noch eine Dose Sauerkraut (89 Cent) und sechs eingeschweißte Bratwürstl (1,99 Euro) mit. Und die Lederhosn-Bermuda für 49,99 Euro könnte sich bei der nächsten Demo für den Erhalt der Heimat auch gut machen.

Ja, das mit der Moral ist eine komplizierte Sache. Wie sagte doch mal ein Bauer aus Niederbayern? "Meine Kartoffeln würde ich nie selber fressen, weil ich weiß, was ich da alles hinspritz." Kreitmair will seinen heroischen Kampf weiterkämpfen und kündigte an: "Es muss anders werden, und ich bin mir sicher: Wenn ich noch mal aufrufe, kommen mehr als hundert Bauern."

© SZ vom 29.08.2015 / bas - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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