Kommentar:Wenn die CSU auf Öko macht

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Gegen einen dritten Nationalpark ist nichts einzuwenden. Doch die Umweltprobleme in Bayern liegen woanders

Von Sebastian Beck

Wenn es um den Naturschutz geht, überrascht die Staatsregierung neuerdings mit kuriosen Ideen. Damit am Riedberger Horn im Allgäu eine Skischaukel gebaut werden kann, soll ersatzweise ein anderer Berg unter Schutz gestellt werden. Ob die letzten Birkhühner freiwillig mit umziehen oder von der Staatsregierung zwangsgeräumt werden müssen, ist unklar. Und jetzt will Horst Seehofer plötzlich auch noch einen dritten Nationalpark, bloß keinesfalls im Steigerwald, wo er aus fachlicher Sicht hingehört. Dort aber hat die CSU gerade die Ausweisung eines großen Naturschutzgebietes rückgängig gemacht, weil es ihr nicht in den Kram passte.

Gegen einen dritten Nationalpark in Bayern ist im Grunde genommen nichts einzuwenden. Irgendwo werden sich schon ein paar Quadratkilometer finden, wo man der Natur halbwegs ihren Lauf lassen kann. Nur, an der Umweltsituation im Freistaat wird das wenig ändern. Sie ist dadurch geprägt, dass allen voran die Landwirtschaft immer schneller die Ressourcen zerstört, von denen sie lebt. Das Hochwasser in Niederbayern hat gerade erst wieder daran erinnert, wie gewaltig die Bodenerosion durch den Maisanbau ist. Was in Jahrhunderten an Humus gewachsen ist, schwemmt ein einziger Gewitterregen fort. Die Massentierhaltung bedroht die Trinkwasserversorgung künftiger Generationen. Ackerbau beschränkt sich auf nur noch wenige Nutzpflanzen, was ein dramatisches Schwinden der Artenvielfalt zur Folge hat.

All das sind Probleme, die auf Landesebene schwer gelöst werden können. Die Staatsregierung aber nimmt sie noch nicht einmal zur Kenntnis. Im Gegenteil: Auf keinem anderen Feld der bayerischen Politik gab es in den letzten zehn Jahren einen vergleichbaren Rückschritt wie im Naturschutz. Wenn nun ausgerechnet die CSU mit einem dritten Nationalpark daherkommt, dann liegt der Verdacht nahe, dass es ihr weniger um Ökologie geht. Sondern in erster Linie um die Landtagswahl 2018.

© SZ vom 03.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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