Kommentar:Passauer Gender-Pasdaran

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Der Streit um den Fensterl-Wettbewerb beim Uni-Sportfest ist ein Tiefpunkt im Genderkrampf

Von Sebastian Beck

Die Uni Passau hat es geschafft, sich binnen weniger Tage gleich zweimal zu blamieren: Das erste Mal, als ihre Gleichstellungsbeauftragte das Fensterln beim Sportfest monierte. Das zweite Mal, als die Frau im Internet von beleidigten Studenten mit Beschimpfungen überzogen wurde. Ob sich Uni-Präsident Burkhard Freitag mit seiner windelweichen Erklärung zu den Vorgängen ebenfalls blamiert hat, darüber kann man streiten.

Betrachtet man den Streit weiter vom humorlosen Standpunkt aus, dann lässt sich zusammenfassen: Der Fensterl-Wettbewerb ist ein derber Spaß, bei dem es darum geht, dass Burschen über Hindernisse in die Kammer der Holden gelangen. Mal abgesehen davon, dass man inzwischen auf Tinder ungefährlicher daten kann: Es ist schon ziemlich grotesk, im Fensterln eine Degradierung der Frau zum bloßen sexuellen Objekt zu sehen. Und noch grotesker ist es, den Wettbewerb mit dieser Begründung vom Uni-Sportfest zu verbannen.

Die Frage ist ohnehin, ob eine Gleichbestellungsbeauftragte dazu überhaupt das Recht hat. Das bayerische Gleichstellungsgesetz ist aus guten Gründen verabschiedet worden. An Universitäten geht es um die Besetzung von Stellen und um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. All das ist unstrittig. Die Überwachung von Anstand und Sitte gehört nicht zu den Aufgaben einer Gleichstellungsbeauftragten. Diese sind ohnehin weit gefasst und diffus: Speziell was den vermeintlich diskriminierenden Gebrauch von Sprache betrifft, hat sich an Universitäten inzwischen eine Art Gender-Pasdaran formiert, eine Moral-Polizei, die den verwerflichen Gebrauch des Maskulins mit Hinweisschreiben ahndet: Deswegen gibt es nur noch Studierende und keine Studenten mehr. Ob das auch beim Examen hilft?

In Passau sollten sich Studierende, also auch Studentinnen und Studenten, mit der Gleichstellungsbeauftragten zusammensetzen und Grenzen ziehen - des Anstands und des Genderkrampfs.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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